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Umstrittenes Burschenschaftertreffen in Marling

Umstrittenes Burschenschaftertreffen in Marling Rai Tagesschau
In Marling hat gestern das Treffen der Deutschen Burschenschaft stattgefunden. Die Gemeinde sei bei der Anmietung „hinters Licht geführt“ worden.

In Marling hat am Samstagabend das Tiroltreffen der deutschen Burschenschaft stattgefunden. Veranstaltungsort war das Vereinshaus. Gegenkundgebung hat es keine gegeben, auch wenn sich die Organisation gegen Rechtsextremismus „Antifa“ Meran schon im Sommer gegen die Veranstaltung stark gemacht hatte.

Im Juni ist viel darüber diskutiert worden, ob die Versammlung der deutsche n Burschenschaften in Südtirol stattfinden darf. Ursprünglich hätte das Treffen in Algund stattfinden sollen. Der schon gebuchte Saal in Algund stand nach Protesten nicht mehr zur Verfügung. Jetzt hat das Treffen dennoch im Burggrafenamt stattgefunden.

„Heißes Eisen“

Das Treffen in Marling ist diskret organisiert worden. Solche Veranstaltungen der Burschenschafter sind fast überall „heiße Eisen“. Das bestätigt auch ein deutscher Journalist, der eigens für das Tiroltreffen angereist war, aber unerkannt bleiben will. „Ich möchte mein Gesicht nicht zeigen, weil ich schon mehrmals von diesen Herren angegriffen wurde“, erzählt er.

Die deutschen Burschenschaften haben rund 5.000 Mitglieder. Aufgenommen werden nur Männer. Und zum Mitglied wird man während der Studienzeit. Es gibt verschiedene Studenten-Verbindungen. „Hier handelte es sich ausschließlich um Burschenschaften“, erklärt der Journalist, „das ist der äußerste rechte Rand der Verbindungsszene.“

Ein deutscher Journalist begleitet die Burschenschafter. Er wurde sei schon öfters von Mitgliedern angegriffen worden.

Treffpunkte werden gezielt gewählt

Das Treffen der deutschen Burschenschaften hat also in Südtirol stattgefunden. Kaum jemand hat davon aber Notiz genommen. Doch sei der Standort für die Versammlung in der Regel kein zufälliger, weiß der Journalist, der die Burschenschafter regelmäßig begleitet.

„Die Burschenschaften treffen sich einmal im Jahr zu einer Verbandstagung – immer an unterschiedlichen Orten“, so der Journalist. „Meistens wählen sie dafür einen Ort aus, der ihrer Meinung nach zu Deutschland gehören soll.“ Damit würde die Vereinigung auch politisches Zeichen setzen, ist er sich sicher.

Gemeinde hinters Licht geführt

Laut dem Marlinger Bürgermeister, Felix Lanpacher, kam das Ansuchen für die Vereinshaus-Anmietung von einem deutsch-italienischen Kulturverein für eine Gründungsveranstaltung. Dieses Ansuchen sei von der Vereinshausverwaltung bearbeitet worden. 

Sobald klar war, dass es sich um Burschenschaftertreffen handelte, stieg laut Lanpacher die Aufmerksamkeit. Allerdings sei der Abend in Marling ruhig verlaufen. Über die Inhalte der Veranstaltung kann Lanpacher nichts sagen und er distanziert sich davon. In Zukunft werde man Anfragen genauer prüfen, denn hier sei man hinters Licht geführt worden.