Waldschäden

Der Sturm hat Existenzen zerstört

Der Wald des Welschnofner Bauern Dieter Neulichedl ist zu zwei Dritteln zerstört. Er ist einer von 30 Waldbesitzern rund um den Karerpass, deren Wälder vom Windsturm besonders schwer getroffen wurden.

Dieter Neulichedl ist als Bauer auf einem abgelegenen Hof oberhalb von Welschnofen einiges gewohnt. Doch was der Wind Montag Abend auch in seinen Wäldern vollbracht hat, das lässt ihn beinahe verzweifeln. Neulichedl besaß 17 Hektar Wald. Von diesen 17 Hektar wurden zwei Drittel durch den Wind völlig zerstört. "Was da passiert ist", sagte Neulichedl, "das lässt sich nicht in Worte fassen. Da arbeitet man Jahr und Tag, dann ist plötzlich alles zerstört." Doch Neulichedl wird nicht müde zu betonen, wie dankbar er für die große Hilfe der Feuerwehren und der freiwilligen Helfer ist, die ihm und seiner Familie sofort nach den Windsturm geholfen haben. "Wir können uns nicht beklagen, es wurde alles getan, um uns zu helfen", sagt Neulichedl, "obwohl wir auch einige Zeit lang ohne Strom waren."
 

Unfassbares Ausmaß

Auch Josef Schmiedhofer hat sich die Schäden in Neulichedls Wald angesehen. Der Direktor der Landesdomäne ist in diesen Tagen vielerorts in Südtirol unterwegs. Immerhin ist die Landesdomäne einer der größten Waldbesitzer im Land. Und auch rund um Deutschnofen betrifft ein Drittel der Schäden die landeseigenen Wälder. "Wir schätzen, dass in ganz Südtirol etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Holz durch den Windsturm zertört wurden", sagt Schmiedhofer. Damit wurden die Schätzungen der Schäden der vergangenen Tage deutlich nach oben korriegiert.

Wir schätzen, dass in ganz Südtirol etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Holz duruch den Windsturm zertört wurden.

Josef Schmiedhofer

Neueste Schätzungen gehen von einem mehr als doppelt so großem Schaden aus 

Noch am Dienstag schien das Schadensausmaß 600.000 Kubikmeter Holz zu betreffen. Bereits damals sagte der Direktor der Abteilung Bevölkerungsschutz, Rudolf Pollinger, dass es einen solchen Schaden seit Beginn der Aufzeichungen noch nie in Südtirol gegeben hat. Doch nach den Rundflügen und Besichtigungen zeigte sich noch ein viel dramatischeres Bild. Die Schätzungen von Schmiedhofer sind nun auf mehr als das Doppelte angestiegen. "Nun geht es darum, dass wir die Infrastkrukturen in Stand setzen", sagt Schmiedhofer, "also die Straßen und auch Lager schaffen, in denen das Holz aus den Wäldern gelagert werden kann." Doch Schmiedhofer hat vor allem Angst um die vielen Waldbesitzer: "Sie sollen ja nicht alle sofort in die Wälder laufen und mit den Holzarbeiten beginnen". Schmiedhofer plädiert dafür, dass die Sache mit Vorsicht anzugehen ist. "Die Arbeit im Wald ist gefährlich und viele Bäume stehen wegen der ausgerissenen Wurzeln unter Spannung." 

"Die Arbeit im Wald ist gefährlich und viele Bäume stehen wegen der ausgerissenen Wurzeln unter Spannung." 

Josef Schmiedhofer

Schweres Gerät wird benötigt

Für den Direktor der Landesdomäne, Josef Schmiedhofer, muss das Holz mit schweren Maschinen aufgearbeitet werden. "Das geht am leichtesten und ist auch am ungefährlichsten", sagt Schmiedhofer. Die Frage ist vielmehr, welchen Wert dieses Holz aus den Wäldern noch hat. Wie es im Moment ausschaut, können zwei Drittel des Holzes nur mehr als Bauholz verwendet werden. Ein Drittel eignet sich noch als Brennholz. Für den Instrumentenbau ist das Holz nicht mehr verwertbar. 

30 besonders betroffene Waldbesitzer

Auch Welschnofens Bürgermeister Markus Dejori ist zurzeit unermüdlich unterwegs. Wie bekannt wurde, will er den Notstand für das Gemeindegebiet ausrufen lassen. "Wir haben 30 betroffene Waldbesitzer, deren Wälder besonders große Schäden erlitten haben. Mit ihnen müssen wir uns zusammensetzen und schauen, was sich da machen lässt", sagt Dejori. Er hat auch Zivilschutzlanderat Arnold Schuler aufgefordert, dass der Notstand ausgerufen wird. "Das macht die Abläufe einfacher und unbürokratischer", sagt Dejori. Mit diesen 30 Waldbesitzern will sich Dejori auch mit Landeshauptmann Arno Kompatscher treffen, um weitere Schritte zu besprechen.

Mit ihnen müssen wir uns zusammensetzen und schauen, was sich da machen lässt."

Markus Dejori

(hase)
Der Hof der Neulichedls in Welschnofen und der zerstörte Wald
Der Hof der Neulichedls in Welschnofen und der zerstörte Wald
Josef Schmiedhofer: "1,5 Millionen Kubikmeter Holz sind zerstört." Rai Tagesschau
Josef Schmiedhofer: "1,5 Millionen Kubikmeter Holz sind zerstört."
Die Schäden in den Wäldern in Welschnofen RAI Tagesschau
Die Schäden in den Wäldern in Welschnofen
Welschnofens Bürgermeister Markus Dejori vor zerstörten Bäumen Rai Tagesschau
Welschnofens Bürgermeister Markus Dejori vor zerstörten Bäumen