Prävention

Suiziden vorbeugen - wichtige Daten fehlen

In Südtirol nimmt sich ein Mensch pro Woche das Leben. Es gibt keine detaillierten Daten über die Suizide. Und genau das erschwert ein gezieltes Eingreifen.

Suiziden vorbeugen - wichtige Daten fehlen
Pixabay
Jeden Tag versuchen bis zu drei Menschen, sich das Leben zu nehmen. In der Telefonberatung der Caritas melden sich jährlich etwa 60 bis 70 Anrufer, die von Suizidabsichten berichten. Das sind etwa so viele Menschen, wie sich in Südtirol jährlich das Leben nehmen. Über sie gibt es nur allgemeine Informationen. So weiß man, dass es wesentlich mehr Männer sind als Frauen und dass viele ältere Menschen darunter sind. Mehr aber nicht, erklärt Guido Osthoff, der das Netzwerk Suizidprävention mit über 20 Organisationen aus dem Gesundheitsbereich, der Beratung und Schule koordiniert.

„Was wir in den statistischen Daten der ASTAT bisher nicht gefunden haben, ist ein Überblick über das Alter" 

Das Netzwerk Suizidprävention könne nur auf allgemeine Daten zugreifen. Daraus ergibt sich, dass es eher Männer und auch ältere Personen sind, erklärt Osthoff. Dass auch viele jüngere Personen unter den Suizidtoten der letzten Jahre waren, ist für Osthoff erschreckend. In Südtirol fehle es also nicht am Problembewusstsein für das Thema Suizid, es fehle an Daten, so Osthoff, und das habe Folgen: 

„Mit den richtigen Daten kann man gezielter mit Präventionsangeboten reagieren."

Denn Prävention für junge Menschen sei anders zu organisieren als Prävention für ältere Menschen, erklärt der Koordinator des Netzwerks Suizidprävention. Angebote schnüren, um Suizide zurückzudrängen, das wäre das Ziel, das mit mehr Wissen besser zu erreichen wäre. Für Osthoff wären damit auch die Mittel, die für Prävention ausgegeben werden, effizienter eingesetzt.

"Wenn man weiß, wer zu welcher Risikogruppe gehört, könnte man diese Gruppen noch besser ansprechen als schon jetzt.“

Wer aber gehört zu diesen Risikogruppen? Wer also sind die Menschen, die Gefahr laufen, einen Suizid zu begehen? Osthoff kann diese Gruppen eingrenzen. Besonders gefährdet seien Menschen, die in ihrer Identität in Krise geraten sind, deswegen auch junge Menschen in der Pubertät. Solche Entwicklungsstörungen seien ein mögliches Risiko, erklärt der Experte. "Es sind Menschen, die wenig in Beziehung und wenig in Kontakt mit anderen sind. Aber natürlich auch Menschen, die an psychischen Krankheiten leiden, wie z.B. Depressionen oder bipolare Störungen.“

Strategien zur Konfliktbewältigung erlernen

Lebenskompetenz erwerben, das ist etwas, das gegen Suizid helfen kann, sagt Osthoff. Unter Lebenskompetenz versteht Osthoff, dass Menschen Strategien entwickeln, um Probleme und Konflikte auszuhalten und sie zu schlichten oder zu lösen; auch sich Hilfe zu holen, wenn nötig. Das könen man lernen, sagt Guido Osthoff.
Weitere Hilfe bieten die psychologischen Dienste und die verschiedenen Beratungseinrichtungen in unserem Land, etwa die Caritas Telefonseelsorge. Hilfe gibt es auch über die Landesrotrufzentrale unter der Rufnummer 112.

(pm/gr/fm)