Åre Inside - Das WM-Tagebuch

Heute fahre ich zum erste Mal hoch mit der Bergbanen zum Åreskutan. Das ist der WM-Berg, der höchste weit und breit.

Åre Inside - Das WM-Tagebuch
Rai
Eine bizarre Schneelandschaft empfängt mich. Erstmals kann ich mir vorstellen, wie ungemütlich es hier sein kann bei stürmischen Verhältnissen. Aber heute? Statt minus 25 Grad wie zu WM-Beginn erwarten mich sogar Plusgrade. Es herrscht Weltmeisterwetter mit traumhafter Sicht. Am Start des Abfahrtstrainings treffe ich einen bestens gelaunten Dominik Paris. Von Gold-Kater keine Spur. Um 22 Uhr sei er ins Bett gegangen und geschlafen habe er wie immer bestens, Adrenalin-Ausstoß hin oder her. Das erste Abfahrtstraining fällt für den Super-G-Weltmeister in die Kategorie "Füße vertreten". Platz 24 - aber Trainingsweltmeister war Paris ja bekanntlich noch nie. Die Piste taugt ihm und der Medaillenhunger ist noch nicht gestillt.
 
Bestens gelaunt ist auch Nicol Delago, und das nicht etwa wegen Platz 19 im Abfahrtstraining. Das Lachen der 22-Jährigen aus Wolkenstein ist ansteckend. Sie freut sich auf ihr WM-Debüt. Ihr gefällt es in Åre und die Piste taugt ihr auch. Wellen wie auf Ciaslat in Gröden und auch die eine oder andere langgezogene Kurve erinnert an ihre Heimpiste. Auf der Saslong ist sie im Dezember als 2. erstmals in ihrer noch jungen Weltcupkarriere auf's Podest gefahren. Bis zum Kombislalom sollte auch ihr Vater Norbert in Åre eingetroffen sein. Der Skilehrer ist Nicols größter Förderer, folgt seiner Tochter fast überall hin. Dessen Geschwister Karla und Oskar Delago waren schon in den 80er Jahren im Weltcup dabei. Jetzt führt Nicol die Familientradition fort und ihre um zwei Jahre jüngere Schwester Nadia hat auch schon im Weltcup debütiert. Die hat sogar noch das bessere Fahrgefühl, findet Raimund Plancker, der Cousin der Delago-Mami und Trainer von Dominik Paris. Potential haben beide Delago-Mädels. Wenn Nicol lernt, taktisch noch etwas cleverer zu fahren und ihre Fehler abstellt, dann kann sie auch hier in Åre schon überraschen. Zu verlieren hat sie jedenfalls nichts, schon gar nicht morgen in der Kombination.