WM-Tagebuch

Åre Inside - Das WM-Tagebuch

Seit zwei Tagen hab ich ihn versucht zu überzeugen, denn Sepp Kuppelwieser. Genauso übrigens wie Sepp Zanon. Die beiden Sepp aus Ulten.

Åre Inside - Das WM-Tagebuch
Rai Tagesschau
Sepp Kuppelwieser, das ist jener Mann, der Kjetil-André Aaamodt bei seinem WM-Sieg 1999 die Skier gerichtet hat und auch zu norwegischem Olympiagold beigetragen hat. Genauso übrigens wie Sepp Zanon. Beide sind sie von Kindesbeinen an beste Freunde, gelten als mit die besten ihrer Zunft und arbeiten für die beiden besten Abfahrer derzeit: Sepp Z. für Dominik Paris, den Super-G-Weltmeister, und Sepp K. für Beat Feuz, den (noch) amtierenden Weltmeister. Das ist auch der Grund, warum ich hartnäckig geblieben bin, denn diese Geschichte musste unbedingt für die Tagesschau verfilmt werden. Sepp K. ist nämlich sehr zurückhaltend (behauptet er jedenfalls), wollte auch nicht, dass das Schweizer Fernsehen eine Geschichte mit ihm macht, als Feuz 2017 in St. Moritz zu WM-Gold brauste.
Die beiden Sepp sind Jahrgangskollegen, haben gemeinsam die Mittelschule besucht. "Er war schon immer der Gescheidere", sagt Sepp Z. über Sepp K. Im Sommer sehen sie sich so gut wie nie, obwohl sie nur  zwei Kilometer entfernt voneinander wohnen, dafür sehen sich die beiden Familienväter (Sepp Z. hat zwei Buben die auch schon Skirennen fahren, Sepp K. hat zwei Mädchen die es nicht so mit dem Skifahren haben) im Winter öfter als ihre Frauen. 12 Jahre lang haben sie gemeinsam erfolgreich für die Norweger gearbeitet, dann haben sich ihre Wege getrennt. Sepp K. wollte mit dem Skisport schon aufhören, als Sepp Z. ihm den Job bei Beat Feuz vermittelt hat.  "Und seitdem macht er mir das Leben schwer", scherzt Sepp Z.
 
Was ihre Arbeit betrifft, sind sie definitiv Rivalen: "Darüber, welches Wachs wir auftragen, sprechen wir logisch nicht", sagt Sepp K., "ich würd schon zwischendurch gern wissen, was der andere macht", fügt Sepp Z. hinzu. Doch ihre Wachskabinen sind voneinander abgeschirmt. Tabuzone für den jeweils anderen. Für die WM-Abfahrt hoffen beide auf den großen Tag. "Der Domme ist derzeit in einer Superform und nur schwer zu schlagen, aber beim Beat weiß man nie", sagt Sepp K. "Wenn sie ihr Ding runterbringen, landen beide ganz vorne", ist sich Sepp Z. sicher. Dass die Kinder von Sepp Z. Paris die Daumen drücken ist selbstredend. Sepp K. hat es da schwerer. "Meine Mädels hoffen schon eher auf Domme, aber wenn Beat zeitgleich ins Ziel kommt, dann würde sie das schon freuen." Da war von Zurückhaltung schon längst keine Spur mehr und die Geschichte im (Fernseh)Kasten.
Ski-WM-Tagebuch aus Are Markus Kaserer
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