Runder Tisch

Soll ein Kindergarten Sprachschule sein? Er kann!

Es gibt viele Lösungen und es gibt keinen Grund zur Panik. Tatsache ist, dass auch Südtirol multikultureller wird. Das erfordert auch mehr Kindergartenpersonal.

Soll ein Kindergarten Sprachschule sein? Er kann!
Rai Tagesschau
Der Ladinische Kindergarten als Vorbild? Kleine Gruppen? Wie sieht der Kindergarten der Zukunft aus? Wochenweise ein Sprachenwechsel, kann das die Lösung für unsere Kindergärten sein, die zunehmend multi-kulti werden? Darüber haben Experten in unserer Fernsehsendung „Am Runden Tisch“ diskutiert.

Die Ansätze und Ansichten sind höchst unterschiedlich

Ausgrenzung kann nicht die Lösung sein. Darüber waren sich Diskussionsteilnehmer und Zuschauer einig. Es müsse also mehr an der Sprachförderung gearbeitet werden. Dafür aber brauchte es mehr Personal, denn bereits jetzt leistet das Kindergartenpersonal viel- zu viel. Zuschauer verwiesen auch auf die Fähigkeit der Kinder, viele Sprachen auf einmal lernen zu können. Aber auch die Sorge wurde laut, dass deutschsprachige Kinder nicht mehr genug Gelegenheit haben, im Kindergarten ‚ihre‘ Sprache zu sprechen.

Die Muttersprache ist nicht alleine Aufgabe des Kindergartens

Vor allem müssen die Eltern den Kindern Sprache vermitteln. Das gelte für alle Sprachen. Wer sein Kind in den deutschen Kindergarten schickt, müsse auch dafür sorgen, dass Kinder auch daheim deutsch sprechen.  "Aber!", warnt der Obmann des deutschen Kindergartenverein Branzoll, Horst Freissinger, ..."wir sind in Südtirol, nicht in Berlin." Wir müssen die Sprache einer Minderheit bewahren. Mit Mulitkultikindergärten werde das schwierig, sagt Freissinger. 

Keine Panik bitte!

Die Universitätsprofessorin für deutsche Sprache an der Universität Bozen, Stephanie Risse, ruft zur Vernunft. Es sei reine Panikmache, dass Kinder bis zum dritten Lebensjahr nachhaltig geprägt werden und danach der Zug abgefahren ist. „Wenn ein dreijähriges Kind einen Fehler macht, ist es ein guter Fehler!“ Denn in diesem Alter lernt das Kind, also ist das alles Teil der Entwicklung.

„Ich bin gegen eine Sprachstandserhebung!" betont Bildungslandesrat Philipp Achammer. Es wolle auch niemand einen mehrsprachigen Kindergarten. Davon sei gar nicht die Rede. Es müsse eine Lösung gefunden werden, damit deutschsprachige Kinder in deutschen Kindergärten deutsch sprechen können, andere aber nicht kategorisch ausgeschlossen werden.

Kindergärtnerinnen brauchen Verstärkung

Die Stundenanzahl für Kindergärtnerinnen müsse reduziert werden, betonte Landesrat Achammer am Runden Tisch. Ein Lehrer, eine Lehrerin in der Grundschule arbeiten 22 Stunden, plus Vorbereitungszeit. Im Kindergarten müssen Pädagogen teils über 30 Stunden in der Woche arbeiten. Es sei klar, dass es mehr Personal in Kindergärten brauche.

Am runden Tisch diskutierten:
Linda Facchinelli, Elternvertreterin Leifers
Horst Freissinger, Obmann Deutscher Kindergartenverein Branzoll
Tamara Rainer, Kindergärtnerin Bozen
Stephanie Risse, Professorin für deutsche an der Uni Bozen
Philipp Achammer, Landesrat für deutsche Bildung und Kultur

(ge)