Postmisere

Post: "Es wird immer schlimmer"

Die Probleme bei der Post nehmen zu genauso wie die Kündigungen. Postgewerkschafter üben Kritik am Abkommen des Landes mit der Post.

Post: "Es wird immer schlimmer"
RAI Südtirol
843 Postbedienstete gab es in Südtirol im Jahr 2018. Das sind Zahlen, die den Postgewerkschaftern vom Unternehmen Poste Italiane mitgeteilt worden sind. Wie viele es derzeit sind, weiß Alfred Moser, Postgewerkschafter beim ASGB nicht. Nur, dass es weniger geworden sind: "Im Vinschgau hat es zuletzt 10 Kündigungen gegeben, zuletzt wurde mir mitgeteilt, dass in Sterzing ein Mitarbeiter gekündigt hat." Dazu kommen bevorstehende Pensionierungen. Denn 45 Prozent der Postangestellten sind laut Moser zwischen 50 und 60. Beinahe täglich bekommt Moser Mitteilungen über unzufriedene Angestellte mit gesundheitlichen Problemen. Und diese Fälle würden sich häufen, sagt der Postgewerkschafter des ASGB. "Es gibt Breifträger und Briefträgerinnen, die sich an ihre Hausärzte wenden weil sie überfordert sind und Anzeichen von Burnout haben."

"Macherorts werden die Briefe am Boden sortiert"

Alfred Moser hat auch Mitteilungen bekommen, wonach Mitarbeiter die Post am Boden sortieren müssten. Das führt dazu, dass die Post hierzulande kaum Personal findet und dafür teures Personal von außerhalb einstellen muss, das noch dazu nicht ortskundig ist. Als Gründe für die sich häufenden Fälle nennt Moser betriebsinterne Spannungen zwischen den Angestellten und Vorgesetzten und die ungerechte Aufteilung von Zonen und Diensten. Und diese hängen in erster Linie mit der Auslieferung der Zeitungen zusammen.

Land zahlt 13,77 Mio. Euro für Zeitungszustellung

Dazu muss man wissen, dass Italienweit die Post nur noch jeden zweiten Tag zugestellt wird, in Südtirol aber an sechs Tagen in der Woche. Während es italienweit immer weniger Zeitungsabonnenten gibt, hat das Abonnieren einer Tageszeitung in Südtirol eine andere Bedeutung. Den Löwenanteil dabei macht die Tageszeitung Dolomiten aus.
Das Land hat unter anderem deshalb ein Abkommen mit der Post ausgehandelt. Dieses sieht vor, dass das Land der Post jährlich knapp 4,6 Millionen Euro für die Zustellung von Zeitungen zahlt. "Per il servizio di recapito integrativo dei prodotti editoriali", heißt es im Abkommen wörtlich. In drei Jahren sind das  13,77 Millionen Euro.


 
Postgewerkschafter Moser sieht das vor zwei Jahren geschlossene Abkommen nicht nur aus diesem Grund skeptisch: "Hätte man im Abkommen zwischen Land und Poste Italiane auch das Personal stärker berücksichtigt, wäre die Situation jetzt nicht so dramatisch." Ein ehemaliger Gewerkschafter, der nicht genannt werden will, formuliert es drastischer: Er stelle sich die Frage, welche Rolle das Land dabei spiele, nämlich ob es für die Athesia arbeite oder für Postangestellte und Bevölkerung. 

(mk)
Auszug aus dem Abkommen Land - Post Rai Südtirol
Auszug aus dem Abkommen Land - Post