Südtirol

Gewalt gegen Kinder nimmt zu

411 neue Anfragen hat die Kinder- und Jugendanwaltschaft im vergangenen Jahr bearbeitet. Dabei zeigt sich, dass die sexualisierte, körperliche und psychische Gewalt gegen Kinder zunimmt.

Gewalt gegen Kinder nimmt zu
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Gewalt gegen Kinder hat ganz unterschiedliche Formen, hat die Kinder- und Jugendanwältin Paula Maria Ladstätter bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2018 betont. Ladstätter erzählt von einem Fall:

Da gibt es den 14-jährigen Jungen, der vom Vater regelmäßig Schläge bekommt. Die Mutter des Jungen stellt sich aber hinter den Mann und nicht vor ihren Sohn.

Das ist nur einer von 411 neuen Fällen mit denen sich die Südtiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft im vergangenen Jahr beschäftigt hat. Damit ist klar, dass die Gewalt gegen Kinder in Südtirol zunimmt. Ingesamt hat die Anwaltschaft über 1.700 telefonische Beratungen gemacht, dazu kamen noch 192 persönliche Gespräche sowie knapp 200 Anfragen per Mail und Social Media.

Tabuthema Selbstmord

Die Kinder- und Jugendanwältin Paula Maria Ladstätter hat den Jahresbericht 2018 im Landtag vorgestellt, ist doch die Anwaltschaft dort angesiedelt. Im Rahmen einer Fragestunde durch die Abgeordneten wurde auch nach den Ursachen für die hohe Selbstmordrate unter den Jugendlichen gefragt. Paula Maria Ladstätter lieferte entsprechende Antworten:

Zu den häufigsten Gründen für Suizid unter Jugendlichen gehört ein schwieriges familiäres Umfeld. Auch Mobbing ist häufig ein Grund.

Ladstätter betonte deshalb auch die Wichtigkeit einer Unterstützung für die Familien auch schon VOR der Geburt der Kinder. Partnerschaftskrisen, die Kinder belasten, können oft sehr früh auftreten, weiß Ladstätter.

Herausforderung Integration

Kinder oder Jugendliche mit Migrationshintergrund leben oft im Spannungsfeld von zwei Kulturen, meint Ladstätter. Hier hat man öfters Unterstützung anfordern müssen. Die Kinder- und Jugendanwältin ruft deshalb dazu auf, nicht bei den Jugendlichen zu sparen, weder im schulischen noch im sanitären Bereich. Laut Ladstätter wird das ansonsten zum "Bumerang":

Die Sozialdienste haben oft schon mit der dritten Generation der derselben Familie zu tun

Für Paula Maria Ladstätter zeigt das, dass mehr am Umfeld gearbeitet und die Dienste auch entsprechend ausgestattet werden müssen. Am Ende der Vorstellung des Jahresberichtes forderte Ladstätter deshalb auch, dass das Personal in der Kinder- und Jugendanwaltschaft aufgestockt wird.

(cb)