Appell an Rom

Solland Silicon: Letzter Versuch

Merans Bürgermeister Paul Rösch gibt den Kampf gegen das Chemiewerk in Sinich nicht auf. Er verurteilt in einem offenen Brief die Rettung des Konkursbetriebs.

Solland Silicon: Letzter Versuch
Rai Tagesschau
Eigentlich ist die Übernahme der in Konkurs gegangenen "Solland Silicon" schon beschlossene Sache. Die Cinque Stelle-Minister Luigi Di Maio und Riccardo Fraccaro haben sich im März bekanntlich persönlich dafür eingesetzt, dass für das in Konkurs gegangene Siliziumwerk in Meran/Sinich in letzter Sekunde ein weiterer Versteigerungstermin anberaumt wurde. Zugegriffen hat ein Unternehmen aus Katar, das die Anlagen für fünf Millionen Euro erworben hat.   

Bittere Pille

Für Merans Bürgermeister Paul Rösch ist das eine bittere Pille, die er nicht zu schlucken bereit ist. Rösch beklagt in einem offenen Brief an die Vizepremier Di Maio und Minister Fraccaro deren intensiven Bemühungen, den Betrieb am Leben zu erhalten. Rösch schreibt: 

Der Konkurs der Solland Silicon war eine historische Gelegenheit, die Meran nicht nutzen konnte: sich von einem Industriekomplex zu trennen, der seit jeher nicht nur ein Fremdkörper für diese Stadt war, sondern auch eine offensichtliche Gefahrenquelle für die lokale Bevölkerung und den gesamten Bezirk.

Die Wirtschaft des traditionellen Kurots Meran beruhe in erster Linie auf Tourismus, Handwerk, Dienstleistungen und Landwirtschaft. Meran sei kein geeigneter Standort für Schwerindustrie oder eine Chemiefabik und werde es auch nie sein. Außerdem herrsche in Meran und Umgebung Vollbeschäftigung, Meran brauche darum die Arbeitsplätze der Solland Silicon nicht.

Gefahr für die Stadt

Das Chemiewerk ist laut Bürgermeister Rösch im Gegenteil sogar eine große Gefahr für die Stadt. Er wolle nicht Panik verbreiten, schreibt Rösch: „Doch die Stadt und ihre Bewohner erinnern sich noch an 1998, als ein Feuer in der Fabrik einen Alarm auslöste. Gott sei Dank gab es keine Opfer  aber das Trauma sitzt immer noch tief, und in einem solchen Fall ist auch der Schaden für das Image einer Stadt enorm, die ein Ort der Entspannung, der Erholung und der Natur ist und bleiben will." 

Appell an Regierung

Bürgemeister Rösch nimmt die Minister Di Maio und Fraccaro in die Verantwortung. Sie müssten sich dafür einsetzen, dass die Sicherheit von Meran und seinen Menschen auch in Zukunft gewährleistet ist. Auch der neue Eigentümer müsse die strengsten Vorschriften einhalten, fordert Rösch: "Ich fordere Sie auf, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, damit Meran auch weiterhin das kleine Paradies bleiben kann, das es bereits ist: eine sichere Stadt, ein Kurort, reich an Kultur und in engem Kontakt mit der Natur."

Kontakt mit neuen Eigentümern

Bürgermeister Paul Rösch hat auch schon mit den neuen Eigentümern Kontakt aufgenommen und ihnen dabei klar zu verstehen gegeben, dass die Stadt Meran das Werk nicht will. 
(gr)