Sprache

"Lassen wir uns nicht vom Proporz Bretter vor den Kopf nageln"

​Wegen mangelnder Sprachkenntnisse im Krankenhaus schlagen die Grünen Dolmetscher vor. Die Süd-Tiroler Freiheit läuft gegen den Vorschlag Sturm. Im Morgengespräch trafen sich die beiden Parteien zum Streitgespräch.

"Lassen wir uns nicht vom Proporz Bretter vor den Kopf nageln"
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500 Fachkräfte - zum überwiegenden Teil Ärzte - haben im Südtiroler Sanitätsbetrieb nicht den erforderlichen Zweisprachigkeitsnachweis. Die Grünen versuchen sich deshalb in Pragmatismus und schlagen vor: Dolmetscher einstellen. Zumindest vorübergehend. "Im Moment ist dies, so glauben wir, die einzige Lösung um das Recht auf Muttersprache im Südtiroler Gesundheitswesen zu gewährleisten", sagt die Grüne Co-Vorsitzende Brigitte Foppa im Rai-Südtirol-Morgengespräch. 

Ja, die Sprachprobleme in Südtirols Krankenhäuser seien ein großes Problem, betont auch Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit. Allerdings: Die Grünen schlügen die falsche Therapie vor. Denn: "Es geht hier nicht um die Zweitsprache, die nicht eingehalten wird. Es geht um die deutsche Sprache. Diesen Vorschlag der Grünen gibt es in anderen Ländern nicht, nicht für die Mehrheitsbevölkerung." Es dürfe nicht angehen, dass die Mehrheitsbevölkerung auf den Gebrauch der eigenen Sprache verzichten muss.

Knoll: Das Land braucht Kontrolle

Knoll fordert deshalb: "Die Kontrolle über die Einhaltung der Zweisprachigkeit muss vom Regierungskomissär ans Land übergehen." Denn laut Knoll "tut der Regierungskommissär einfach nichts". In Südtirol dürfe schlicht niemand angestellt werden, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist.

Die Grüne Brigitte Foppa hält dagegen: Für sie sind die Sprachprobleme in den Krankenhäusern nicht auf die deutsche Sprache begrenzt. Und: In der Praxis würden bereits heute Verwaltungsangestellte übersetzen - ideal sei dies natürlich bei weitem nicht.

Lassen wir uns nicht, von unserer sehr richtigen Zweisprachigkeitspflicht und vom Proporz Bretter vor den Kopf montieren, die uns den Blick auf die einfache Lösung versperren.

Brigitte Foppa, Grüne
Knoll spricht sich dagegen für ein "Bonussystem" aus: "Wir müssen gezielt Leute anwerben, die die Landessprachen sprechen." Er versucht ein Gedankenspiel: "Was würde denn passieren, wenn wir nur deutschsprachige Ärzte anstellen und für Italienischsprachige einen Dolmetscher anbieten? Zu Recht würde es einen Aufschrei geben!"

Grüne und Süd-Tiroler Freiheit werden diese Woche im Landtag jeweils einen Beschlussantrag stellen, um das Verständigungsproblem im Gesundheitswesen zu lösen. Die Landtagswoche beginnt am Nachmittag. 

Das Morgengespräch mit Brigitte Foppa und Sven Knoll können sie in voller Länge hier nachhören.

(mk/pg)