Bozen

Beim Flughafen haben jetzt die privaten Investoren das Sagen

Der Verkauf des Bozner Flughafens an Gostner, Benko und Haselsteiner ist besiegelt. Wie gehts jetzt weiter?

Beim Flughafen haben jetzt die privaten Investoren das Sagen
Rai Tagesschau
Um elf Uhr war es soweit: In Bozen wurde im Landhaus der Kaufvertrag zwischen dem Land und der Holding der drei Unternehmer Josef Gostner, René Benko und Hans Peter Haselsteiner unterschrieben. Für die Käufer waren der Unternehmer Gostner und Benkos Berater Heinz Peter Hager gekommen, für das Land unterzeichnete Landeshauptmann Arno Kompatscher den Vertrag. Der Kaufpreis für die bisher landeseigene Flughafen-Betreibergesellschaft ABD beträgt 3,8 Millionen Euro.

Die Käufer bezeichneten die Übernahme in einer ersten Stellungnahme wörtlich als "Aktion für die Allgemeinheit". Als erste konkrete Maßnahme wollen die neuen Besitzer innerhalb eines Jahres wieder eine tägliche Linienflugverbindung nach Rom anbieten. Dies bestätigte Gostner der Rai Südtirol am Rande der Vertragsunterzeichnung. Mit der Vertragsunterzeichnung verpflichtet sich der Käufer, den Flughafen im Sinne der Konzession und der Auflagen der staatlichen Zivilluftfahrtbehörde ENAC und unter deren Aufsicht zu führen.

Land gab bisher täglich 10.000 Euro für den Flughafen aus

Zudem trägt die ABD Holding künftg alle Kosten für die Führung und Verwaltung des Flughafens. "Der Übergang des Flughafens bedeutet für das Land in den nächsten fünf Jahren eine Einsparung von mehr als 20 Millionen Euro - 10.000 Euro am Tag - Geld, das wir in andere Bereiche investieren werden", erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der Unterzeichnung. Die Flughafenliegenschaften hingegen bleiben noch im Eigentum des Staates. 

Oppositionsparteien und mehrere Verbände kritisieren hingegen den Verkauf und wollen dagegen Rekurs einlegen. Aus ihrer Sicht wird das Ergebnis der Volksbefragung durch den Verkauf nicht respektiert. Umstritten ist vor allem die im Masterplan vorgesehene Pistenverlängerung. Im Juni 2016 hatten sich 70,6 Prozent der Südtiroler Bevölkerung dagegen ausgesprochen, dass das Land den Flughafen mit öffentlichen Mitteln weiter finanziert und ausbaut. Ab 2022 sollen laut dem geltenden Masterplan mindestens 170.000 Passagiere den Flughafen Bozen nutzen. Die befragten Landes- und Rechtsämter befanden den Kaufvertrag in den letzten Wochen allerdings für gut und rechtens. Die Bietergemeinschaft hatte im Ausschreibungsverfahren das einzige Angebot hinterlegt.

Millionengrab Flughafen

Der Flughafen Bozen war für das Land Südtirol ein Millionengrab. Seit 1999 wurden 120 Millionen Euro investiert – ohne nachhaltige Resultate zu erreichen. Die AUA mit Tyrolean, die Air Alps und die Darwin Air – alle verließen Bozen trotz Subventionen nach kurzer Zeit wieder. Seit 2015 gibt es keine Linienflüge mehr. 

Mehrheitseigentümerin der ABD Holding ist mit 52 Prozent die Fri-el Green Power der Gebrüder Gostner. Die restlichen Anteile halten der Tiroler Immobilieninvestor René Benko und der Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner. Haselsteiner ist bereits im Luftfahrtbereich tätig: Er ist Miteigentümer der Goldeck-Flug-Helicopter GmbH & Co. KG mit Sitz in Spittal an der Drau in Kärnten. Die Goldeck-Flug ist eines der führenden Unternehmen in Österreich im Bereich Executive Aviation, also für Privat- und Firmenflüge mit kleineren Jets. Haselsteiner wohnt in Kärnten, hat aber in Moritzing bei Bozen ein Ferienhaus. Kürzlich hatte Haselsteiner auch versucht, den angeschlagenen Klagenfurter Flughafen zu übernehmen, woraus aber schlussendlich nichts wurde. 
(vv)