Klimawandel

Wutrede von Greta Thunberg bei UNO-Klimagipfel

Klimaaktivistin Thunberg hat der Politik vor Ende des UNO-Klimagipfels ins Gewissen geredet. 66 Länder wollen bis 2050 klimaneutral werden.

Wutrede von Greta Thunberg bei UNO-Klimagipfel
EPA/Michael Nagle
Mit einer Wutrede hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg beim UNO-Klimagipfel in New York für Aufsehen gesorgt. "Wir befinden uns am Anfang eines Massen-Aussterbens, und alles, woran Ihr denken könnt, sind Geld und Märchen von ewigem Wachstum. Wie könnt Ihr es wagen!", sagte Thunberg am Montag. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zog eine positive Bilanz des Gipfels.

Wenn der Umweltschutz ernst genommen würde, müsste sie nicht in New York sein, sagte Thunberg, die sich für ihren Kampf ein Jahr vom Unterricht befreien lassen hat. "Ich wäre in der Schule, auf der anderen Seite des Ozeans." Dass sie dies nicht könne, sei Schuld der Politiker: "Ihr habt mit Euren leeren Worten meine Träume und meine Kindheit gestohlen", sagte die 16-Jährige wütend.

Guterres unterstützt Thunberg

Thunberg hat die Bewegung "FridaysForFuture" ins Leben gerufen. Diese bekam in New York Unterstützung von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres. Die jungen Klimaaktivisten hätten Recht, wenn sie "sofortiges Handeln" verlangten. Die ältere Generation habe bisher beim Klimaschutz versagt. Guterres verlangte als Teil einer globalen Kehrtwende unter anderem, dass nicht weiter "Billionen von Steuergeldern" für die Unterstützung des fossilen Energiesektors ausgegeben würden. Der Bau neuer Kohlekraftwerke müsse weltweit eingestellt werden.

Guterres zeigte sich zufrieden mit dem von ihm einberufenen Gipfel. "Heute in dieser Halle hat die Welt klare Handlungen und konkrete Initiativen gesehen", sagte Guterres zum Abschluss des Gipfels in New York am Montagabend (Ortszeit). So hätten sich 77 Länder - viele davon Industriestaaten - zum Ziel der Klima-Neutralität im Jahr 2050 bekannt. Auch hätten 70 Länder angekündigt, ihren nationalen Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise ab 2020 zu erhöhen. Mehr als 100 Unternehmenschefs hätten sich zudem dazu verpflichtet, ihre Firmen ökologischer auszurichten.

Experten und NGOs zeigten sich kritischer. So sagte der Direktor der International Climate Initiative vom World Resources Institute, David Waskow, dass die größten CO2-Produzenten teilweise hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. "Es gab nicht die Art von Klarheit und die eindeutigen Aussagen, die wir von diesen Ländern sehen wollen würden", sagte Waskow mit Blick auf Deutschland oder China.

Und die Politik?

Überraschend erschien beim Klimagipfel US-Präsident Donald Trump - allerdings nur für einige Minuten. Er setzte sich kurz ins Plenum, obwohl er ursprünglich nicht an dem Treffen teilnehmen wollte. Trump hat den menschengemachten Klimawandel immer wieder angezweifelt und den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt. Offiziell wurden die USA bei dem Gipfel nur durch eine Büroleiterin des Außenministeriums vertreten.

Auch andere Staats- und Regierungschef hatten ihre Teilnahme demonstrativ abgesagt, unter ihnen Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, unter dessen Regierung die Vernichtung der Regenwälder im Amazonasgebiet Rekordausmaße erreicht hat.

Gute Nachrichten dagegen kamen aus Russland: Regierungschef Dimitri Medwedew unterzeichnete laut offiziellen Angaben das entscheidende Dokument, mit dem sein Land dem Pariser Klimaabkommen beitreten kann und sich zu den darin vereinbarten Zielen bekennt.

Per Videobotschaft meldete sich auch Papst Franziskus zu Wort. "Auch wenn die Lage nicht gut ist und der Planet leidet, ist das Fenster der Möglichkeiten noch immer geöffnet", sagte das Oberhaupt der Katholischen Kirche. "Noch. Noch sind wir in der Zeit. Lassen wir nicht zu, dass es sich schließt."

(apa/pm)