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Gänsbacher erklärt: Impfungen werden Coronavirus stoppen

Der Immunologe Bernd Gänsbacher antwortet auf die wichtigsten Fragen zum Coronavirus - die Rubrik "Gänsbacher erklärt"

Gänsbacher erklärt: Impfungen werden Coronavirus stoppen
Rai Tagesschau

Vor hundert Jahren hatten Mütter jeden Sommer Angst, ihre Kinder auf die Spielplätze zu lassen, weil die Gefahr bestand, dass sie sich gegenseitig mit Diphterie, Kinderlähmung, Keuchhusten oder Masern anstecken könnten. In der Zwischenzeit ist es so, dass viele Menschen diese Kinderkrankheiten nie gesehen haben. Impfungen haben diese Krankheiten fast eliminiert.

Impfungen werden Corona Pandemien verhindern

Eine Impfung wird auch dieses Corona Virus SARS-CoV-2 in die Knie zwingen und verhindern, dass es nochmals zu einer ähnlichen Pandemie kommt, wie 2020. Im Jahr 2002, als es die erste Corona Virus Epidemie gab, hat man versäumt, die Entwicklung eines Impfstoffes zu vollenden. Jetzt setzen die verschiedenen Regierungen signifikante Mengen von Forschungsgelder ein, um ihren Wissenschaftlern zu ermöglichen, innovative Ideen im Kampf gegen das neue Corona Virus umzusetzen.

 

Dabei werden mit diesen Forschungsgeldern besonders molekulare Methoden gefördert und nicht die alten konventionellen Methoden der Impfherstellung. Vorherrschen werden die Ansätze, bei denen die Sequenz des Spike-Gens unter die Haut injiziert wird. In einigen menschlichen Zellen wird dann die Sequenz abgelesen und das Spike Protein gebildet, das dann vom Immunsystem verwendet wird, um die Virus-spezifischen B- und T-Zellen auszubilden. Also vom gefährlichen Corona Virus wird nicht das gesamte Virus, sondern nur ungefähr ein Zehntel injiziert.

Körper bildet nach einer guten Woche Antikörper 

Das Corona Virus hat die Form einer Kugel mit vielen Dornfortsätzen an der Oberfläche.  Wenn es in den menschlichen Körper eindringt, dann bildet der Mensch innerhalb von 7 bis 10 Tagen spezifische Antikörper und SARS-CoV-2 spezifische T-Lymphozyten aus. Die Antikörper werden von B-Lymphozyten gebildet und in Blut und Gewebe abgegeben. In den ersten 14 Tagen werden große Antikörper, die IgM, und nach circa 3 Wochen kleinere Antikörper, entweder IgG oder IgA gebildet. Diese Antikörper heften sich an die Dornfortsätze und fangen das Virus ab, bevor es in eine Zelle eindringen kann.

Die T-Zellen hingegen erkennen nur Bruchstücke, die vom SARS-CoV-2 stammen. Wenn das Virus sich in einer menschlichen Zelle vermehrt, gelangen Fragmente des Virus an die Oberfläche der menschlichen Zelle. Und da diese nie vorher im Körper an Zelloberflächen waren, werden sie von den T-Zellen als fremd erkannt und die Zellen, die diese Fragmente präsentieren, abgetötet. 

Antikörper besiegen Virus

Also, wenn eine Impfung erfolgreich war, bilden sich im Körper B- und T-Zellen, die das SARS-CoV-2 Virus erkennen und die spezielle Lebensaufgabe haben, es zu bekämpfen. Die Antiköper, die von den B-Zellen abgegeben werden, fangen dann das Corona Virus ab, bevor es in Zellen eindringen kann. Werden trotzdem ein paar wenige menschliche Zellen vom Corona Virus infiziert, dann werden diese Zellen von den T-Zellen zerstört, weil sie die Fragmente, die vom Virus stammen, an der Oberfläche erkennen. So hat die Evolution im Körper zwei Systeme etabliert, die mit unterschiedlichen Strategien dafür sorgen, dass das Corona Virus keine Chance hat, zu überleben. 

 
*Der bekannte Sarner Immunologe und Krebsforscher Bernd Gänsbacher war Professor an der TU München, ist Mitglied der Zentralen Kommission für biologische Sicherheit in Deutschland und Mitglied der europäischen Medikamenten-Zulassungsstelle EMA. In seiner Jugend war er Gründer und Kapitän des Fußballclubs Sarnthein.
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