Corona-Epidemie

Schutzlose Seniorenwohnheime

Südtirols 72 Seniorenwohnheime wurden lange Zeit überhaupt nicht mit Schutzbekleidung gegen das Coronavirus ausgestattet. Erst jetzt, einen Monat später.

Schutzlose Seniorenwohnheime
Rai Tagesschau
Ältere Menschen gelten als Risikogruppe und sollen besonders geschützt werden – so lauten die Vorschriften zum Schutz vor dem Coronavirus. Und da sollte man eigentlich meinen, dass den Seniorenwohnheimen besondere Beachtung geschenkt wird und die Einwohner besonders geschützt werden. Vor allem weil viele ältere Menschen auf engem Raum zusammenleben.

Das scheint aber nicht der Fall gewesen zu sein. Jedenfalls nicht seit Ende Februar – seit der erste Coronavirus-Fall in Südtirol festgestellt wurde - bis Freitag.

Denn erst mit dem 27. März erhielten Südtirols Seniorenwohnheime auch ausreichend Schutzbekleidung. Das bestätigt der Präsident der Seniorenwohnheime, Moritz Schwienbacher. Und was war bis zum 27. März fast ein Monat lang der Fall?

„Die Heime wurden überhaupt nicht mit Schutzbekleidung gegen das Coronavirus ausgestattet“, sagte Schwienbacher zu Rai Südtirol, „so mussten die einzelnen Heime mit ihren Pflegekräften erfinderisch sein und Schutzbekleidung über Baumärkte und Handwerker bekommen.“ Ähnlich prekär sei die Situation mit den Desinfektionsmitteln gewesen.

Viele Ansteckungen in den Heimen

Wie die aktuellen Infektionszahlen zeigen, hat die fehlende Hilfe für die Seniorenwohnheime jetzt dramatische Folgen: In 48 der 77 Seniorenwohnheime in Südtirol wurden Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Zwar gibt es jetzt neben der Schutzbekleidung auch die Zusage das Pflegepersonal bevorzugt zu testen. „Doch“, sagt Schwienbacher, „die Auswertung der Tests benötigt immer noch viel Zeit.“ Deshalb versteht der Präsident der Seniorenwohnheime auch, wenn Mitarbeiter sich weigern zur Arbeit zu kommen. Gleichzeitig besteht ein weiteres Problem: „Wie sollen pflegebedürftige Menschen oder verwirrte ältere Menschen die Sicherheitsvorkehrungen und die Hygienestandards einhalten? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.“

Ein erster Schritt mit der Verteilung der Schutzbekleidung ist getan. Jetzt muss sich zeigen, ob das ausreicht, um die Situation in den Altenwohnheimen Südtirols wieder unter Kontrolle zu bekommen.
 
(hase/mk)