EU-Sondergipfel

Ein historischer Moment für Europa und Italien

Nach der Einigung in Brüssel spricht Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte von einem historischen Moment. 209 Milliarden Euro an Hilfen und Krediten würden einen Neustart für Italien ermöglichen.

Ein historischer Moment für Europa und Italien
Ansa Foto
Nachdem sich die EU-Staats- und Regierungschefs am frühen Dienstagmorgen auf das größte Haushalts- und Finanzpaket der EU-Geschichte geeinigt haben, spricht Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte von einem historischen Moment für Europa und Italien. Italien werde 209 Milliarden Euro an Hilfen und Krediten erhalten, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona Pandemie auszugleichen.
 

Auf uns lastet jetzt eine große Verantwortung. Mit 209 Milliarden Euro kann Italien einen kräftigen Neustart wagen und dem Land ein neues Gesicht verleihen. Jetzt müssen wir mit der Arbeit beginnen.

Giuseppe Conte, Italiens Ministerpräsident

 
Obwohl sich die EU-Staats- und Regierungschefs nach den fünftägigen Verhandlungen auf ein kleineres Hilfspaket geeinigt haben, als von der Europäischen Kommission sowie von Deutschland und Frankreich vorgeschlagen, zeigt sich Conte mit den Verhandlungen zufrieden. Die EU habe einen ehrgeizigen Wiederaufbauplan auf den Weg gebracht, der den Anforderungen der Corona-Krise gewachsen sei, sagt Conte kurz nach der Einigung.
 

Wir haben diese Einigung erzielt und dabei die Würde unseres Landes sowie die Autonomie der europäischen Institutionen gewahrt.

Giuseppe Conte, Italiens Ministerpräsident

Michel: Ein guter Deal

 
EU-Ratschef Charles Michel bezeichnet die Einigung auf das Milliardenpaket gegen die Corona-Krise als einen entscheidenden Moment für Europa.

Das ist ein guter Deal, das ist ein starker Deal, und vor allem ist dies der richtige Deal für Europa jetzt.

Charles Michel, EU-Ratpräsident

 
Es gehe hier nicht nur um Geld. Die Vereinbarung sei auch ein Zeichen des Vertrauens für Europa und die Welt, sagt Michel.
 

Von der Leyen: Mut und Fantasie

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagt, Europa habe immer noch den Mut und die Fantasie, groß zu denken.
 

Wir sind uns bewusst, dass dies ein historischer Moment in Europa ist. Es gelingt Europa, nach intensivem Ringen kraftvoll zu antworten.

Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin

Merkel: Haben uns zusammengerauft

 Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zeigt sich erleichtert über die Einigung beim Corona-Krisengipfel der EU. Es sei darum gegangen, Entschlossenheit zu zeigen.
 

Das war nicht einfach. Für mich zählt aber, dass wir uns am Schluss zusammengerauft haben.

Angela Merkel, Deutsche Bundeskanzlerin

 Neue Verhältnisse erforderten auch außergewöhnliche neue Methoden, sagt Merkel. Damit habe der Gipfel auch außergewöhnlich lange gedauert. "Der Haushalt ist ausgerichtet auf die Zukunft Europas", sagt die Kanzlerin. Es gehe aber auch darum, dass der Binnenmarkt in einer der schwersten Krisen der Gemeinschaft weiter funktionieren könne. Sie kündigt bereits sehr schwierige Diskussionen mit dem Europaparlament an.

Kurz: Zusammenarbeit der "Frugalen" geht weiter

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz will die Zusammenarbeit der "Frugalen" (Österreich, Niederlande, Schweden und Dänemark) auch in Zukunft fortsetzen. "Das ist der wichtigste Punkt, weil ich glaube, dass das durchaus historisch ist", sagt Kurz am Dienstagmorgen nach dem EU-Gipfel in Brüssel.

Die Zusammenarbeit ist relevant für die Machtverhältnisse in der Europäischen Union, aber das ist nichts Unanständiges, sondern in unserem Fall etwas sehr Positives.

Sebastian Kurz, Österreichischer Bundeskanzler

Die Gruppe der „Sparsamen Vier“, der sich auch Finnland anschloss, werde in finanziellen und anderen Fragen weiter zusammenarbeiten, kündigt Kurz an. Dies tue der EU gut, und sei vor allem wichtig für Österreich. Es sei ganz klar, dass in der EU die großen Staaten Deutschland und Frankreich den Ton vorgeben. Für kleinere Staaten sei es schwierig ihre Position einzubringen, sagt Kurz.
 

Aber die letzten Tage haben bewiesen, dass kleinere Länder zusammen auch ordentlich Gewicht auf die Waage bringen und Verhandlungsergebnisse erzielen können, die sonst undenkbar schienen.

Sebastian Kurz, Österreichischer Bundeskanzler 

 
Macron: Große Leistung

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigt die Einigung beim EU-Gipfel als große Leistung. Macron schrieb am frühen Dienstagmorgen auf Twitter: "Historischer Tag für Europa!" Der Franzose hatte sich gemeinsam mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel für das milliardenschwere Programm gegen die Corona-Krise eingesetzt.
 
Im Laufe des fünftägigen EU-Gipfels hatte sich Macron heftige Auseinandersetzungen mit den sogenannten sparsamen Staaten (Österreich, Dänemark, Schweden und die Niederlande) geliefert, die gegen Zuschüsse für bedürftige EU-Länder waren. 

(apa/et)