Coronavirus

Italien: Wachsende Sorge wegen Neuinfektionen

Italien sorgt sich wegen der Corona-Neuinfektionen: In Hochgeschwindigkeitszügen gelten keine Abstandsregeln mehr, die Strände sind überfüllt.

Italien: Wachsende Sorge wegen Neuinfektionen
Ansa
Die Covid-Neuinfektionen in Italien nehmen wieder zu und die Sorge wächst. Denn ausgerechnet jetzt, zur Hochsaison können die Hochgeschwindigkeitszüge die Abstandsregeln wieder aufheben. Und an den überfüllten Stränden Italiens will sich ebenfalls niemand mehr an die Sicherheitsregeln halten. Der wissenschaftliche Beraterstab der Regierung ist alarmiert.

Kaum Abstand in Zügen

Mitten in der Hauptreisezeit können Italo und Frecciarossa wieder alle Sitzplätze vergeben. Monatelang hatte gegolten, dass nur jeder zweite Platz besetzt werden konnte, aus Sicherheitsgründen. Diese Vorschrift wird jetzt aufgehoben. Was viele verwundert ist absolut regulär, zumal die Notverodnung der Regierung das vorsieht für Hochgeschwindigkeitszüge, wenn gewisse Voraussetzungen eingehalten werden. Dazu zählt: Temperatur messen, die Passagiere müssen eine Eigenerklärung abgeben, dass sie nicht mit einem Covid-Infizierten in Kontakt standen, sowie eine Maske tragen, die alle vier Stunden gewechselt werden muss. Zudem müssen die Filter der Klimaanlage im Zug regelmäßig gewechselt werden. 
 
Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen - Fakt ist, in den Hochgeschwindigkeitszügen sitzen die Passagiere wieder näher beieinander. Und das nicht nur dort. In der Lombardei gilt dies nämlich für alle Züge und such für die metro. Allesamt Lockerungen, gegen die allerdings heftig protestiert wird. 

123 Hotspots - Beraterstab befürchtet zweite Welle

Der Beraterstab der Regierung befürchtet nämlich eine zweite Coronavirus-Welle. Die Neuinfektionen nehmen Italien weit wieder zu, den vierten Tag in Folge. 123 Hotspots gibt es im ganzen Land, auch hier ist die Tendenz steigend.

Überfüllte Diskos und Stände

Was zudem Sorge bereitet, sind die Diskos. Aktuellstes Beispiel ist Gallipoli in Apulien, wo zur Musik von DJ Bob Sinclair  2.000 Menschen bis in die Morgenstunden abtanzten -  von Gesichtsmasken keine Spur, wie die Videos auf Instagram beweisen. Das selbe gilt für Jesolo in der Disko "Il Muretto", wo ebenfalls bis zum Morgengrauen getanzt wurde. Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, reagierte entrüstet. Die Gefahr sei noch nicht gebannt, warnte er, nachdem es bei Treviso zu einem der grössten Infektionsherde Italiens gekommen ist. In einem inzwischen abgesicherten Aufnahmelager waren mehr als hundert 130 Neuinfektionen registriert worden, bei Migranten, die zum Teil schon seit Jahren dort leben.

Sorge bereiten auch die überfüllten Strände und der steigende Unwille vieler Personen gegen die Sicherheitsvorkehrungen. In Terracina etwa gibt es inzwischen sogar einen offiziellen No-Mask-Strand. Damit die Situation nicht ausufert, behelfen sich die Bürgermeister, wie sie eben können. In Sivolo etwa wurde ein "numerus clausus" für freie Strände eingeführt: 300 Personen dürfen an den Strand, dann heißt es Stopp. Der Bürgermeister engagierte 30 Personen zur Kontrolle, und er ließ einige Zugänge zum freien Strand schlichtweg sperren. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, wird bestraft.

Der Beraterstab der Regierung lässt aber auch nicht locker. Er will die Regierung von einer strengeren Gangart überzeugen. Und das noch diese Woche.
 
 (uvd/ka)
Der Hochgeschwindigkeitszug Frecciarossa am Bahnhof Mailand Ansa
Der Hochgeschwindigkeitszug Frecciarossa am Bahnhof Mailand