Südtirol

Lidia Menapace ist tot

Die Boznerin stirbt im Alter von 96 Jahren. Menapace gilt als Vorreiterin für Feminismus und Antifaschismus.

Lidia Menapace ist tot
Ansa

Lidia Menapace stammte ursprünglich aus Novara, lebte aber schon seit 1952 in Bozen. Menapace war 1964 als erste Frau für die Democrazia Cristiana in den Südtiroler Landtag gewählt worden und übte das Amt als Landesrätin für soziale Fürsorge und Gesundheit aus. Von 2006 bis 2008 war sie für Rifondazione Comunista im Senat tätig.

Für ihr politisches Wirken erhielt Menapace von der Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft die Auszeichnung "politische Persönlichkeit des Jahres 2018".

Der Nachruf

Sie kämpfte im zweiten Weltkrieg, debattierte in der Politik und schrieb für Frauenrechte.  Lidia Menapace. Nun hat die Partisanin, Publizistin und Politikerin den Kampf gegen Covid-19 verloren. Im Alter von 96 Jahren ist sie im Krankenhaus von Bozen verstorben.

Abwechslungsreiche Vergangenheit

Menapace war nach ihrer Übersiedelung nach Südtirol 1951 im Bozner Gemeinderat, später fünf Jahre lang im Kabinett der Südtiroler Landesregierung von Silvius Magnago.

In den 1970er-Jahren veröffentlichte sie das vielbeachtete Buch "Per un movimento politico della liberazione della donna", wechselte von der Democrazia Cristiana zur Kommunistischen Partei, zog in den Gemeinderat von Rom ein und wurde 80-jährig kurzzeitig Senatorin.

Lidia und Covid

Anfang Dezember war Lidia Menapace an Covid-19 erkrankt, ihr Gesundheitszustand war bereits seit mehreren Tagen äußerst schlecht. In der Nacht auf Montag verstarb Menapace im Bozner Krankenhaus.

Kurz vor ihrer Covid-19-Erkrankung sprach Menapace über die Pandemie, sprach von einer hässlichen Zeit. Sie ging nicht einmal in den Garten vor ihrer Wohnung in der Bozner Freiheitstraße. Aber das, sagte sie, habe sie von der Resistenza gelernt: Mit der Angst zu leben - und sie zu überwinden.

Auch wenn sie sagt, dass sie sich nie an Hoffnungen alleine gehalten habe in einem Leben voll Neugierigsein, voller Tun - die Hoffnung habe sie nie verloren.

Lidia Menapace gilt als Ikone des italienischen Feminismus und des Kampfes gegen den Faschismus.

Die Reaktionen

Wie Landeshauptmann Arno Kompatscher unterstreicht, "verlieren wir mit Lidia Menapace ein Stück Geschichte, eine Zeitzeugin und Kämpferin gegen die Ungerechtigkeit und für den kulturellen und moralischen Fortschritt unserer Gesellschaft." 

Laut Soziallandesrätin Waltrud Deeg verliert Südtirol mit Lidia Menapace eine wichtige Kämpferin für demokratische Grundrechte und Frauenrechte sowie eine große politische Persönlichkeit. Das Leben Menapaces ist geprägt vom bedingungslosen Einsatz für die Verbesserung der Lebenssituation der Mitmenschen, so Deeg.

SVP-Senatorin Julia Unterberger bezeichnet Menapace als Protagonistin vieler wichtiger Kämpfe. So habe sich Menapace ihr Leben lang für die Demokratie, den Frieden, den Antifaschismus und den Feminismus in Italien eingesetzt.

Für die Grünen war Lidia Menapace eine große kleine Frau des 20. Jahrhunderts, prägende Femistin und leidenschaftliche Politikerin der ersten Stunde. Bis zuletzt war sie präsent, immer dabei, wenn es darum ging, die Freiheit der Menschen zu verteidigen, so die Grünen in einer Aussendung.

Die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft würdigte Menapace als "die Mutter Courage der Südtiroler Autonomie". Menapace habe sich immer für Minderheiten eingesetzt, sie habe Zeit ihres Lebens für die Würde und die Rechte der Frauen gekämpft. Die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft hatte Lidia Menapace 2018 zur Persönlichkeit des Jahres gewählt.  

cb/lb