Corona-Impfstoff

Gentiloni: "EU unterschätzte Lieferengpässe für Impfstoff"

EU-Kommissar Paolo Gentiloni hat erstmals Fehler bei der Impfstoff-Beschaffung eingeräumt. Man habe Probleme bei den Lieferplänen unterschätzt.

Gentiloni: "EU unterschätzte Lieferengpässe für Impfstoff"
Ansa
Die Europäische Union steht in der Corona-Krise wegen der Lieferengpässe bei den Impfstoffen in der Kritik. Nun hat EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni erstmals Fehler der Kommission bei der Impfstoff-Beschaffung eingeräumt.

Pharmakonzerne unterschätzt

Man habe vielleicht unterschätzt, dass die Pläne für die Lieferung der Impfdosen nicht realistisch sein könnten, sagte Gentiloni in einem Interview. Man habe nicht mit der Unzuverlässigkeit der Pharmakonzerne gerechnet und sich auf die ausgehandelten Verträge verlassen.
 
Gentiloni räumte ein, dass dies ein Fehler gewesen sei. Jetzt müsse die Europäische Union auf die Einhaltung der Verträge drängen, sagte Gentiloni.

Draghi verlangt Strafen

Ministerpräsident Mario Draghi macht ebenfalls Druck auf die EU-Partner für eine Beschleunigung der Impfkampagne gegen das Coronavirus. Die EU müsse mit Strafen gegen Pharma-Unternehmen vorgehen, die ihre Lieferverpflichtungen nicht erfüllen. "Wir müssen schneller voranschreiten, viel schneller", sagte Draghi beim Videogipfel mit den EU-Staats-und Regierungschefs am Donnerstag.

Taskforce für Impfstoff-Aufstockung

Die EU-Kommission hatte am Donnerstag EU-Industriekommissar Thierry Breton zum Leiter einer Taskforce ernannt, die in Zusammenarbeit mit den Pharmaunternehmen die Produktion aufstocken soll. Breton sprach gemeinsam mit Vertretern der wichtigsten Impfstoffhersteller über Wege, die Impfstoff-Produktion schnellstmöglich aufzustocken. Die EU-Kommission geht weiter davon aus, ihre Impfziele zu erreichen und bis zum Ende des Sommers 600 Millionen Impfstoffdosen zu erhalten. Damit könnten 70 Prozent der EU-Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft werden.

Auch EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann rechnet damit, dass bis zum Ende des Sommers 2021 etwa 70 Prozent der Menschen in Europa geimpft sein werden (mehr dazu finden Sie hier) . 

ka  ansa
 
 Ansa