Corona-Impfung

Gänsbacher warnt: "Es geht nicht nur um eine Charge."

Der Immunologe Bernd Gänsbacher fordert erneut die zeitweilige Aussetzung der Corona-Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca. Am Sonntag haben Irland und das Piemont entsprechende Beschlüsse gefasst. In Südtirol wird weiter nach Plan geimpft.

Gänsbacher warnt: "Es geht nicht nur um eine Charge."
Ansa
Die Norwegische Arzneimittelbhörde (Noma) veröffentlicht wöchentlich immer donnerstags ihren Bericht über Nebenwirkungen durch die Corona-Imfpstoffe. Bei 400.000 Geimpften wurden 5000 Nebenwirkungen gemeldet. Die meisten davon betreffen allerdings Schmerzen im Bereich der Einstichstelle. Überprüft werden alle Meldungen. Diese Woche hat die Noma eine Ausnahme gemacht und ein Update am Wochenende veröffentlicht. Der Grund: Bei drei Bediensteten im Gesundheitswesen sind Blutgerinnsel beziehungsweise Hirnblutungen aufgetreten. 

Blutgerinnsel und Hirnblutungen

"So etwas ist sehr selten, aber sehr ernst", sagte Steinar Madsen von der Noma dem Norwegischen Rundfunk NRK. Außerdem seien mehrere Fälle gemeldet worden, in denen junge Geimpfte Hautblutungen oder blaue Flecken bekommen hätten, sagte Sigurd Hortemo (Noma). Das könne ein Hinweis auf eine niedrige Anzahl an Blutplättchen (Thrombozyten) sein, was wiederum innere Blutungen auslösen könne. Vor allem Personen unter 50 sind aufgefordert, genau auf Nebenwirkungen zu achten. 

Gänsbacher: "Ich würde mich derzeit nicht impfen lassen"

Der Immunologe Bernd Gänsbacher, Mitglied der europäischen Arzneimittelbehörde EMA, spricht von einem ernst zu nehmenden Problem. "Wir sprechen hier nicht mehr nur von einer einzelnen Lieferung. Inzwischen sind mehrere Chargen in mehreren Ländern betroffen und die Meldungen von Blutgerinnungsstörungen binnen weniger Stunden häufen sich", sagt der Sarner. Gänsbacher ist sich bewusst, dass viele Menschen in Südtirol auf ihn hören. Er fühle sich leider bestätigt und bleibe bei seiner Empfehlung bis die Untersuchungen abgeschlossen sind. Bereits Am Freitag hatte Gänsbacher auf Rai Südtirol eine Aussetzung der Impfungen mit dem Imfpstoff von AstraZeneca empfohlen. "Ich jedenfalls würde mich derzeit nicht mit diesem Impfstoff impfen lassen", so Gänsbacher.

Auch Piemont und Irland reagieren

Die Region Piemont hat am Sonntag die Impfung mit dem Wirkstoff von AstraZeneca ausgesetzt, später die Aussetzung aber auf eine bestimmte Charge (ABV 5811) beschränkt. Auslöser ist der Tod eines Lehrers in Biella nach der Impfung am Samstag. Zuvor hatte Irland entschieden, das Vakzin des schwedisch-britischen Pharmakonzerns vorerst nicht mehr zu nutzen. In den vergangenen Tagen hatten weitere Länder die AstraZeneca-Impfungen zum Teil oder ganz ausgesetzt. Grund waren jeweils Blutgerinnungsstörungen. 

EMA und AIFA: Keine auffällige Häufung 

Sowohl die EMA als auch die italiensiche Arzneimittelbehörde AIFA hatten erklärt, dass es keine auffällige Häufung von Blutgerinnungsstörungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gebe. Noch am Sonntag, also am Tag des Todesfalls in Biella, meldete die AIFA, dass es keinen Zusammenhang mit der Impfung gebe und der Alarmismus zur Sicherheit des Impfstoffs von AstraZeneca nicht gerechtfertigt sei. Für die Untersuchungen der gemeldeten Nebenwirkungen innerhalb der EMA ist eine eigene Unterkommissione zuständig, das PRAC (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee). Dazu zählen derzeit 68 Experten, die derzeit auf Hochtouren arbeiten. 

Mit Verweis auf die Mitteilung der Aifa impft Südtirol vorerst nach Plan weiter. Gesundheits-Landesrat Thomas Widmann hatte am Freitag erklärt, sich an die Vorgaben der AIFA zu halten. In Südtirol werden derzeit Menschen zwischen 75 und 79 mit AstraZeneca geimpft. 

mk