Politik

Corona-Pass "soll einen neuen Flächenbrand verhindern"

Südtirol zieht den Corona-Pass nicht zurück und lässt es auf eine Kraftprobe mit der Regierung ankommen. Wie der Pass funktioniert.

Corona-Pass "soll einen neuen Flächenbrand verhindern"
Rai Tagesschau
Die Landesregierung hält am sogenannten Südtiroler "Corona-Pass" fest - trotz Gegenwind aus Rom. Ab Montag sollen mit dem "Pass" Negativ-Getestete, Geimpfte und Genesene mehr Freiheiten haben. Diese Personen dürfen dann auch in den Innenräumen von Bars und Restaurants essen und trinken - anders als im restlichen Italien. Die Details zum Corona-Pass stellte die Landesregierung, zusammen mit dem Sanitätsbetrieb und dem Forschungszentrum Eurac, heute Vormittag in einer Medienkonferenz vor.

Die Zahlen seien stabil niedrig - trotz der bereits erfolgten Öffnungen, eröffnete der Landeshauptmann. "Wir haben informell die Daten erhalten, dass wir sämtliche Voraussetzungen für die Einstufung in die gelbe Zone haben", nahm Kompatscher die Entscheidung der zuständigen staatlichen Gremien heute Nachmittag vorweg. Der Staat sehe für gelbe Zonen Lockerungen vor. Unter anderem seien der Besuch von Museen und kulturellen Veranstaltungen sowie Kontaktsport mit Auflagen wieder möglich.

Doch anders als Rest-Italien verbinde Südtirol die Lockerungen der gelben Zone mit dem "Corona-Pass". Der "Corona-Pass" ist dabei kein Pass im wirklichen Sinn. Er ist ein Nachweis, nicht mit dem Coronavirus infiziert zu sein. Er soll an Genesene, Geimpfte und Negativ-Getestete ausgegeben werden. Er ist somit vielmehr ein Zeugnis. Er ist damit nicht zu verwechseln mit dem "Grünen Pass", den die EU für mehr Reisefreiheit plant.

Der Südtiroler Corona-Pass gebe zusätzliche Sicherheit, sagte der Landeshauptmann. "Wir sind in dieser Hinsicht strenger, ich würde sagen: vorsichtiger. Oder man könnte auch sagen: organisierter." 

Wir sind in dieser Hinsicht strenger, ich würde sagen: vorsichtiger. Oder man könnte auch sagen: organisierter.
Landeshauptmann Arno Kompatscher

Anders als Italien will Südtirol ab Montag mit diesem Corona-Pass auch die Innenräume der Gastronomie öffnen. "Wir glauben, das hat Logik", sagte Kompatscher, wies aber auch darauf hin, dass die Regierung diesen Punkt sehr kritisch findet und Regionenministerin Maria Stella Gelmini mit einer Anfechtung gedroht hatte. "Wir versuchen die Anfechtung der Regierung zu vermeinden", so der Landeshauptmann. "Wir sind im Dialog und glauben, gute Argumente zu haben. Sollte es zur Anfechtung kommen, werden wir uns verteidigen." (Welche Bereiche wie genau mit dem Corona-Pass geregelt werden, wird der Landeshauptmann in einer Verordnung festlegen. Diese soll in den kommenden Stunden unterschrieben werden. Anm.d.Red.)

So funktioniert der "Corona-Pass"

Das Forschungszentrum Eurac hat den Corona-Pass für die Landespolitik ausgearbeitet. Eurac-Direktor Stephan Ortner sagte: "Unser Konzept soll verhindern, dass es wieder zu einem Flächenbrand kommt." Der Pass funktioniere eigentlich recht einfach. "Zu allen geschlossenen Räumen sowie zu ausgewählten Tätigkeiten haben nur jene Zutritt, die einen der folgenden Nachweise vorlegen können: 1) einen negativen Test, nicht älter als 72 Stunden, 2) ein vollständiger Impfnachweis und 3) einen Genesungsnachweis." 

Unser Konzept soll verhindern, dass es wieder zu einem Flächenbrand kommt.
Eurac-Direktor Stephan Ortner

Als Tests zugelassen sind demnach alle Corona-Tests, sowohl PCR-, Antigen-Schnell- und Nasenflügeltests. Das Testergebnis bekommt der Bürger in Form eines QR-Codes zur Verfügung gestellt, der dann beim Eintritt in die Bar, ins Restaurants gescannt wird. 

Impfnachweis und Genesungsnachweis stellt der Sanitätsbetrieb aus. Allerdings gibt's diese Nachweise bislang nicht digital, sondern auf Papier. Ab 5. Mai sollen Nachweise auch digital vorliegen. Zu beachten ist: Das Land besteht hier auf eine vollständige Impfung. Einmal geimpft reicht bei den meisten Impfstoffen bislang nicht. Sowohl Impf- und Genesungsnachweis sind sechs Monate gültig.

Tourismus: EU-Pass als große Hoffnung

Gesundheitslandesrat Thomas Widmann wies auf die Bedeutung des Testens und des Impfens hin. Laut Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler sind ab Montag über 80 Teststationen in 79 Gemeinden im Land aktiv. "Meine große Hoffnung liegt auf dem EU-Corona-Pass fürs freie Reisen", sagte Schuler, in seiner Funktion als Tourismuslandesrat. "Auf Inzidenzen können wir uns nicht verlassen, sie ändern sich zu schnell. Mit dem Südtiroler Corona-Pass können wir der Welt zeigen, dass sicheres Reisen möglich ist."

pg