Seilbahnunglück

Leitner-Chef Seeber: Letzte Seilprüfung im November

Wie konnte es zum schweren Seilbahnunglück am Lago Maggiore mit 14 Toten kommen? Der Sterzinger Seilbahnbauer Leitner hatte noch im November die Tragseile kontrolliert. Untersuchungskommission soll Unglücksursache klären.

Leitner-Chef Seeber: Letzte Seilprüfung im November
Ansa - Rai Tagesschau
Lediglich ein fünfjähriger Bub hat den Absturz der Gondel auf den Monte Mottarone überlebt. 14 Personen starben am Sonntag Mittag, als die Gondel auf dem Weg von Stresa kurz vor der Bergstation plötzlich in die Tiefe fiel. Nach ersten Erkenntnissen war das Zugseil gerissen. Fatal für die Seilbahn, die trotz weiterer Zugseile nicht mehr gehalten werden konnte.

Doch es ist nicht lange her, dass das Tragseil auf mögliche Risse und Probleme untersucht wurde. Das bestätigt der Südtiroler Seilbahnbauer Leitner aus Sterzing.

Denn das Unternehmen prüfte die Anlage am Lago Maggiore regelmäßig: „Wir haben die Seilanlage erst im November 2020 überprüft“, teilte das Unternehmen von Firmenchef Anton Seeber mit, „es waren dabei keine Auffälligkeiten auftaucht.“ Die Kontrolle der Seilanlage wurde mithilfe elektromagnetischer Wellen durchgeführt, bei der etwaige Probleme oder Schwachstellen an den Seilen erkannt werden können.

Untersuchungskommission und Ermittlungen

Wie genau kam es aber zum Unglück mit 14 Toten? Eine Frage, die jetzt eine Untersuchungskommission klären soll. Sie wurde vom Transport- und Infratstrukturministerium eingesetzt, um soll alle notwendigen Unterlagen zur Klärung durcharbeiten. In der Zwischenzeit sind an der Unglücksstelle weiter die Ermittler der Staatsanwaltschaft an der Arbeit. Sie sichern neben der abgestürzten Gondel alle notwendigen Beweisstücke, die Aufschluss über die genaue Unglücksursache geben können. Immerhin eröffnete die Staatsanwaltschaft von Verbania ein Ermittlungsverfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Körperverletzung.

Jährliche Kontrollen seit 2016

Die Ermittler nehmen neben möglichen menschlichen Fehlern die regelmäßigen Kontrollen der Seilbahn ins Fadenkreuz. Immerhin geht es um die Frage: Wurde die Bahn ausreichend gewartet? Ja, sagte Leitner-Firmenchef Anton Seeber der Nachrichtenagentur Agi: „Wir führen seit 2016 jährliche Kontrollen an der Anlage und auch an den Seilen durch.“

„Nach einer Generalüberholung der Seilbahn 2016 haben wir elektronische Bestandteile sowohl an der Kabine als auch am Fahrgestell ausgetauscht. Am Seil wurden keine Arbeiten durchgeführt, das aber seither von uns jährlich geprüft wurde.“

Anton Seeber, Chef des Sterzinger Seilbahnbauers Leitner

Im August vor fünf Jahren hatte Leitner die Anlage am Lago Maggiore generalüberholt. „Seither haben wir jährlich im November die Überprüfung durchgeführt, die immer positiv ausgefallen ist“, erklärt Anton Seeber. Dabei sei auch immer das Seil geprüft worden. Leitner hat bei der Seilbahn zwischen Stresa und dem Monte Mottarone nicht nur die außerordentlichen Kontrollen durchgeführt, sondern war auch für die ordentliche Wartung zuständig.

„Wir stehen jetzt den Ermittlungsbehörden zur Verfügung, damit dieses Unglück so schnell wie möglich aufgeklärt werden kann. Wir sprechen den Angehörigen unser tiefstes Mitgefühl aus.“

Anton Seeber, Chef des Sterzinger Seilbahnbauers Leitner

Das Unglück am Monte Mottarone

Die Gondel der Seilbahn zwischen Stresa am Lago Maggiore und dem Hausberg Monte Mottarone war gegen 13 Uhr kurz vor der Bergstation plötzlich abgestürzt. Nach aktuellen Erkenntnissen war das Zugseil gerissen und die Gondel am steilsten Teilstück in ein Waldstück gestürzt. 15 Personen hatten sich in der Gondel befunden. Nur zwei Kinder konnten lebend von den Rettungskräften geborgen werden. Eines davon starb jedoch wenig später im Krankenhaus. Die Gondelbahn war erst seit wenigen Tagen wieder in Betrieb. Coronabedingt stand die Bahn mehrere Monate still und sollte zu Beginn der Saison täglich wieder viele Touristen vom Ort am Lago Maggiore auf den Berg hinaufbefördern.
 
Die Standseilbahn war in den 1970er Jahren von den damaligen Betreibergesellschaft „Piemonte Funivie“ erbaut worden. Die Gesellschaft wurde später aufgelöst. Mittlerweile betriebt die Bahn die Gesellschaft „Ferrovie del Mottarone“.
 
hase
Abgestürzte Gondel am Monte Mottarone am Lago Maggiore Ansa
Abgestürzte Gondel am Monte Mottarone am Lago Maggiore