UEFA EURO 2020

Immer mehr Kritik an EM-Zuschauerzahlen

Tausende Fans feierten - oder trauerten - erst am Dienstag wieder in London. Die Zuschauerzulassung bei der EM steht immer mehr in der Kritik.

Immer mehr Kritik an EM-Zuschauerzahlen
Ansa
In der Diskussion um die Zuschauerzulassung bei der Europameisterschaft wird die Kritik an der UEFA zunehmend lauter - und es gibt neue Zahlen zu Ansteckungen im Zusammenhang mit dem Turnier.

Seehofer: UEFA "absolut verantwortungslos" 

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer übt scharfe Kritik an der Europäischen Fußball-Union wegen der Zuschauerzulassungen: "Ich halte diese Position der UEFA für absolut verantwortungslos", sagte der 71-Jährige bei der Bundespressekonferenz in Berlin am Donnerstag. "Wir alle wissen, dass die Kontaktvermeidung und bestimmte Hygienevorschriften unabdingbar sind, um die Infektionen eines Tages zu überwinden." Er könne "nur an die UEFA appellieren, es nicht auf die örtlichen Gesundheitsbehörden abzuschieben", sagte Seehofer. "Ein Sportverband sollte schon klar erklären: Wir wollen das nicht, wir reduzieren die Zuschauerzahl." Der Kommerz dürfe "nicht den Infektionsschutz für die Bevölkerung überstrahlen".

Bei der 0:2-Niederlage der deutschen Nationalelf im EM-Achtelfinale gegen England am Dienstag waren 41 973 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion. Für die Halbfinals und das Endspiel sollen sogar 60.000 Zuschauer zugelassen werden. Weil die Corona-Zahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen, ist der Schritt umstritten. 

Viertelfinale in St.Petersburg

Sorge gibt es fürs erste Viertelfinalspiel zwischen der Schweiz und Spanien am Freitag in St. Petersburg, da die russische Hafenstadt als Corona-Hotspot gilt. Vonseiten der UEFA seien aber keinerlei Änderungen oder gar eine Verlegung des Spiels geplant, erklärten die Europäische Fußball-Union gleich wie die russischen Veranstalter laut Staatsagentur Tass. 50 Prozent der mehr als 60.000 Plätze in der Gazprom-Arena dürfen beim Spiel besetzt werden.

Maßnahmen in Rom

Am Samstag wird dann im römischen Olympiastadion das EM-Viertelfinale zwischen England und der Ukraine gespielt. Italien fürchtet, dass die englischen Fans weitere Fälle der Delta-Variante aus Großbritannien einschleppen könnten. Reisende aus Großbritannien brauchen daher einen negativen Coronatest und müssen fünf Tage in Quarantäne. Außerdem hat Großbritannien beschlossen, sein Ticket-Kontingent nicht an die englischen Fans zu verkaufen. Auf Flughäfen, Bahnhöfen und den Hauptverkehrsadern wird zudem scharf kontrolliert. 

2.000 positiv Getestete in Schottland

Zahlen aus Schottland bekräftigen die Sorgen mit Blick auf die Ansteckungsgefahr: Dort lassen sich nach offiziellen Angaben knapp 2000 Corona-Fälle in Verbindung mit Spielen der EM bringen. Zwei Drittel von 1991 positiv Getesteten seien Fans, die entgegen der Ratschläge aus dem Norden zu Spielen nach London gereist seien, wie die Gesundheitsbehörde Public Health Scotland mitteilte. Am 18. Juni hatten die Schotten in London gegen England gespielt. Knapp 400 Infizierte aus Schottland sollen im Stadion gewesen sein, während in der Innenstadt Tausende weitere Fans Straßen und Plätze bevölkerten.

Die Infektionszahlen beziehen sich auf positiv Getestete, die während ihrer ansteckenden Phase EM-Spiele oder Fan-Events besucht haben - und zwar zwischen dem 11. und dem 28. Juni. Drei Viertel der Infizierten waren der Behörde zufolge zwischen 20 und 39 Jahre alt, neun von zehn waren Männer.


dpa ka