Antidiskriminierungsgesetz

"Liebe ist keine Ideologie- Wer gegen Gesetz ist, ist für Diskriminierung"

Das Antidiskriminierungsgesetz sorgt für heftige Diskussionen. Pyschotherapeut Michael Peintner erklärt, wieso das Gesetz wichtig ist.

"Liebe ist keine Ideologie- Wer gegen Gesetz ist, ist für Diskriminierung"
Michael Peintner
Die sogenannte "Legge Zan" sorgt italienweit für Diskussionen. Durch das Gesetz soll eine Gesetzeslücke geschlossen und das bisher gültige Antidiskriminierungsgesetz angepasst werden. Bereits heute darf niemand wegen seiner religiösen Einstellung, seiner Herkunft oder Nationalität diskriminiert werden. Die "Legge Zan" soll den Schutz auch auf die sexuelle Ausrichtung ausweiten. Doch damit haben nicht alle ihre Freude.

"Das Gesetz ist dringend notwendig, weil so homosexuelle Personen endlich geschützt werden. Sie sind vor allem in Italien Anfeindungen ausgesetzt, weil Homosexualität oder Transsexualität nicht in das Weltbild vieler passt. Das liegt sicherlich auch daran, dass die katholische Kirche in Italien eine wichtige gesellschaftliche Rolle spielt. Aber nicht nur daran." Michael Peintner arbeitet seit vielen Jahren als Sexualtherapeut. Deshalb kennt er die Sorgen und Probleme vor allem junger Menschen, die erkennen, dass sie nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen.

"Die Suizidrate in Italien bei jungen Menschen, die ihre Andersartigkeit erkennen ist sehr hoch."

Pyschotherapeut Michael Peintner
"Das liegt nicht daran, dass sie sich mit ihren Neigungen nicht wohlfühlen. Das liegt daran, dass sie gemobbt und ausgeschlossen werden. Das beginnt in der Schule und endet in der Familie. Deshalb ist es höchst an der Zeit, etwas an dieser Situation zu verändern."

Ein Gesetz allein kann das gesellschaftliche Problem nicht lösen. Das weiß Michael Peintner. Dennoch müsse ein erster Schritt gemacht werden. Dass sich Politiker gegen das Gesetz aussprechen, kann er nicht nachvollziehen.

"Da ist von Ideologie die Rede - und das passt genau in die Rhetorik der ungarischen und polnischen Staatsführung, aber nicht in eine Demokratie. Liebe ist keine Ideologie und gleichgeschlechtliche Partnerschaften dürfen kein Tabu mehr sein. Wer sich gegen dieses Gesetz ausspricht, der unterstützt, dass Homosexuelle weiterhin diskriminiert werden."

(petr/gr)