Runder Tisch

Klimaforscher Kaser: "Schnell die freie Marktwirtschaft aufgeben“

Der renommierte Klimaforscher Georg Kaser fordert auf Rai Südtirol ein radikales Umdenken. Komme dieses nicht, „ist die Menschheit erledigt.“

Klimaforscher Kaser: "Schnell die freie Marktwirtschaft aufgeben“
Rai Tagesschau
Beim Runden Tisch auf Rai Südtirol, diesmal aus aktuellen Anlass am Rande der Toblacher Gespräche in Toblach über die Bühne gegangen, ist das Thema Klimawandel heiß diskutiert wurden.

Als Gäste waren der Klimaforscher Georg Kaser, der Mobilitätsexperte Hermann Knoflacher, Majda Brecelj von Fridays for Future, die Unternehmensberaterin Evelyn Oberleiter sowie der Direktor des Tourismusverein Brixen Werner Zanotti geladen.

Alle Diskussionspartner waren sich trotz unterschiedlicher Positionen einig: Der Klimawandel ist vom Menschen gemacht - und es muss gehandelt werden. 

"Viele, auch die Südtiroler Landwirtschaft oder der Tourismus, versuchen, sich noch immer alles schön zu reden."
Georg Kaser, Klimaforscher 


Dass dafür nicht viel Zeit bleibt, machte der renommierte Klimaforscher und Mitverfasser am IPCC-Weltklimabericht Georg Kaser klar:

"Das Klimabkommen von Paris ist längst überholt. Wenn wir nicht die Treibhausemmissionen in zehn Jahren auf Null bringen, dann ist alles umsonst. Wir werden die 1,5 Grad Klimaerwärmung (Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, Anm.d.Red) noch in diesem Jahrzehnt durchstoßen. Und dann wird es brenzlig für uns als Menschheit.“

Kaser mahnte vor allem dazu, die Wirtschaft umzubauen und neu zu denken: „Wenn wir nicht bald die freie Marktwirtschaft aufgeben, sind wir erledigt - wir und unsere Sorgen gleich mit. Wir halten panisch an einem System fest, das nicht nur Fehler hat, sondern das Problem per se ist“, sagte Kaser, der gleichzeitig kritisierte, dass sich u.a. auch der Südtiroler Tourismus sowie die Landwirtschaft noch immer "alles schönreden." 

"Unternehmen, die mehr auf Kosten der Umwelt produzieren, müssen mehr besteuert werden."
Evelyn Oberleiter, Unternehmensberaterin 


Dass jeder selber etwas tun könne und es gelte, auf die Politik Druck zu machen, unterstrich Majda Breczel von Fridays for Future. „Es muss parallel laufen: das Verhalten des Einzelnen und die Politik der Entscheidungsträger. Nur so kann sich etwas ändern“, sagte Breczel.

Werner Zanotti vom Tourismusverein Brixen war der Meinung, dass nicht grundsätzlich alles zu verändern sei. Er hoffe, dass mit Hilfe von Technik und Fortschritt Lösungen gefunden werden. „Es geht nicht darum Investitionen per se schlecht zu reden. Aber das Szenario bis 2030 besorgt auch mich." 

Evelyn Oberleiter brachte eine Unternehmenssteuer für „Öko-Sünder“ ins Gespräch: „Es müssen die Systeme geändert werden. Unternehmen, die auf Kosten der Umwelt und Ökologie produzieren, müssen mehr besteuert werden. Das wird kommen. Wir müssen darauf vorbereitet sein“, sagte Oberleiter.

Hermann Knoflacher sagte, dass man als Wissenschaftler schon vor 40 Jahren gewarnt hatte. Leider sei man als Spinner abgetan worden und man hätte die Fördergelder gekürzt bekommen. „Das wird sich nun ändern. Die Jungen werden das ändern, aber vielleicht ist es schon zu spät.“

Den Runden Tisch in voller Länge finden Sie auf dieser Seite in der Rubrik "Aktuelle Ausgaben".

hp