Kommunalwahlen in Italien

Mitte-Links und PD gestärkt - Dämpfer für Salvini

Mitte-Links holt Mailand, Neapel und Bologna - Stichwahlen in Rom, Turin und Triest - Mitte-Rechts gewinnt die Regionalwahlen in Kalabrien

Mitte-Links und PD gestärkt - Dämpfer für Salvini
Ansafoto
Das italienische Mitte-Links-Lager geht gestärkt aus den Kommunalwahlen in 1.300 Gemeinden hervor. Der Partito Democratico (PD), drittstärkste Partei im italienischen Parlament und in der Regierungskoalition um Premier Mario Draghi, setzte sich bei den Bürgermeisterwahlen in Mailand, Neapel und Bologna auf Anhieb mit ihren Kandidaten durch. 

Letta: "historisches Ergebnis"

PD-Chef Enrico Letta sprach von einem "historischen Ergebnis" seiner PD-Partei bei den Kommunalwahlen. Seine Gruppierung habe dank eines engagierten Wahlkampfes auf lokaler Ebene gewonnen. Der PD-Wahlsieg stärke die Regierungskoalition um Premier Mario Draghi. "Wir haben gewonnen, weil wir die Einheit in den Vordergrund gestellt haben, sowohl die interne Einheit des PD, als auch jene im Mitte-Links-Lager", kommentierte Letta

Mailand: Sala erreicht 56 Prozent 

Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala war als Favorit gegen den Mitte-Rechts-Kandidaten Luca Bernardo ins Rennen gegangen. Sala eroberte 56 Prozent der Stimmen und ersparte sich damit eine Stichwahl in zwei Wochen. "Ich bin sehr zufrieden. Dieser Wahlsieg ist das Ergebnis der guten Arbeit, die wir in den vergangenen fünf Jahren geleistet haben", kommentierte Sala.

Sein Gegner Bernardo, auf den sich die Mitte-Rechts Parteien Fratelli d ́Italia, Lega und Forza Italia erst nach langem Ringen geeinigt hatten, musste sich mit 31 Prozent begnügen. Der Kinderarzt und Leiter der Pädiatrie im Krankenhaus "Fatebenefratelli" überzeugte die Mitte-Rechts-Wählerschaft nicht, wie Lega-Chef Matteo Salvini zugeben musste.

Generell gilt: Salvinis Lega, bei den Europawahlen 2019 noch stärkste Partei, erhielt bei diesen Gemeindewahlen einen Dämpfer. Sie konnte in keiner Stadt Erfolge erzielen und blieb nach internen Streitigkeiten mit Fratelli d'Italia hinter dem Rechtspartner zurück. 

Rom: Enges Rennen nach Raggi 

In Rom sicherte sich der Mitte-Rechts-Kandidat Enrico Michetti, Spitzenpolitiker der Rechtskraft Fratelli d'Italia den Einzug in die in zwei Wochen geplante Stichwahl gegen den sozialdemokratischen Ex-Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri. Bürgermeisterin Virginia Raggi von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung ist abgewählt. Die 43-jährige Raggi hatte in den vergangenen fünf Jahren als erste Frau die italienische Hauptstadt geführt.

PD und MS5 gemeinsam in Neapel und Bologna erfolgreich

Im Bündnis behaupteten sich PD und Fünf-Sterne-Bewegung in Neapel und in Bologna. In Neapel, Italiens drittgrößter Stadt, siegte der ehemalige Universitätsminister Gaetano Manfredi im ersten Wahlgang mit 64 Prozent. Sein Mitte-Rechts-Gegner Catello Maresca musste sich mit 20 Prozent begnügen. In Bologna kam es beim ersten Wahldurchgang zu einem Sieg von Matteo Lepore, der von PD und Fünf-Sterne unterstützt wurde und 62 Prozent der Stimmen eroberte. Sein Mitte-Rechts-Rivale Fabio Battistini kapitulierte mit 29 Prozent. In Triest zieht der Mitte-Rechts-Bürgermeister Roberto Dipiazza in die Stichwahl gegen den Mitte-Links-Kandidaten Francesco Russo.

Die Wahlen gelten als wichtiger Stimmungstest für Italiens Politik nach Ausbruch der Corona-Pandemie, die das Land vor allem während der ersten Welle hart traf. Zwölf Millionen Italiener waren dazu aufgerufen. Das entspricht circa einem Viertel der Wählerschaft. Gewählt wurde in 1.300 Gemeinden. Die Wahlbeteiligung lag auf ein historisches Tief von 59,7 Prozent. Sie war deutlich niedriger als 2016, als sich 65,9 Prozent der Wahlberechtigten beteiligten.

Etwa zwei Millionen Wähler waren zu den Regionalwahlen in Kalabrien aufgerufen. 

Ansa/Apa/hp