Architektur

Britischer Architekt Richard Rogers gestorben

Mit 88 Jahren ist der „Erfinder“ des Pariser Centre Pompidou und der Three Word Centers von New York gestorben.

Britischer Architekt Richard Rogers gestorben
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Der britische Stararchitekt Richard Rogers ist am Samstag im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in London gestorben. Die Todesursache wurde nicht genannt. Der mit dem Centre Pompidou in Paris zu Weltruhm gelangte innovative Architekt hinterlässt seine zweite Ehefrau Ruth und vier Söhne.

Legastheniker

Er wurde von der Queen in den Adelsstand erhoben, doch geboren wurde Richard Rogers in Florenz: „Ich komme aus einer ziemlich verwöhnten großbürgerlichen Familie“, verriet er dem Guardian. Der Vater war Zahnarzt, die Mutter Kunstliebhaberin. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zog die Familie nach London. In der Schule scheiterte er: „Ich war wirklich rückständig. Legasthenie wurde damals nicht erkannt, und ich wurde dumm genannt.“ Er lernte boxen, um sich dagegen zu wehren.

Ohne Schulabschluss zum Studium

Wegen seiner Sprachkenntnisse wurde er beim Wehrdienst nach Italien versetzt und arbeitete an seinen freien Tagen im Architekturbüro seines Cousins. Danach überzeugte er die britische Architectural Association, ihn an ihrem Diplomkurs in London teilnehmen zu lassen, obwohl er keinen Schulabschluss hatte.
 
In London verliebte er sich in die Architektur-Studentin Su Brumwell, seine zukünftige Frau. Sie studierten mit dem späteren Stararchitekten Norman Foster in Yale und gründeten 1963 mit ihm und dessen Freundin Wendy Cheesman das sogenannte Team 4 - ein Nährboden für die britische High-Tech-Bewegung, zu dessen bekanntesten Vertretern Foster und Rogers gehören.

Innovative Ideen

Die beiden begriffen sich als Modernisten und Funktionalisten. Sie ließen sich von den frühen Industriebauten in Nordengland inspirieren sowie von den Poesiegebilden aus Eisen, Stahl und Glas von Eisenbahn-Pionier Isambard Kingdom Brunel und Gewächshausarchitekt Joseph Paxton. Gleichzeitig verlangte die damalige Wohnungsnot nach billigen, vorgefertigten Häusern, die immer wieder verändert werden konnten.
 
Nach diesen Kriterien entwarfen Richard und Sue Rogers ein Haus für seine Eltern. Seine Mutter liebte dessen Schönheit und Farbe. Sein Vater dagegen überlegte sich, zu klagen. Heute ist es denkmalgeschützt; Rogers stiftete es der Universität Harvard für Design-Stipendiaten.
 
Damals entwickelte Richard Rogers seinen wiedererkennbaren, aber auch anpassungsfähigen Stil, mit leuchtenden Farben und Strukturelementen, die die Gebäude-Infrastruktur nach außen kehren. So auch bei seinem bekanntesten Bauwerk, dem Kulturpalast Centre Pompidou in Paris, den er mit dem Italiener Renzo Piano zusammen entwarf: Das Skelett umhüllt das Gebäude und nutzt die gesamten Versorgungssysteme als künstlerisches Element mit dem Vorteil, dass der Innenraum ohne Unterbrechung maximal ausgenutzt werden kann. Eine radikale Idee, und es dauerte einige Zeit, bis der Bau nicht nur als Designikone, sondern auch von den Parisern akzeptiert wurde.

Rogers Projekte

Nach seinem weltweiten Durchbruch in den 1970er-Jahren entwarf er das Hauptquartier für den Versicherungsmarkt Lloyd's of London nach demselben Prinzip; es folgten so einprägsame Bauwerke wie der Millennium Dome, Terminal 5 des Flughafens Heathrow oder das Leadenhall Building im Finanzbezirk, von Londonern liebevoll „Cheesegrater“ (Käsereibe) genannt.
 
Kurz vor seinem 85. Geburtstag schloss er den Bau des Three World Trade Centers in Manhattan ab, mit 329 Meter eins der höchsten Gebäude von New York City. Es ist ein typisches Richard Rogers-Gebilde: Ein äußeres Verstrebungssystem aus reflektierendem Glas und Edelstahl hält den Wolkenkratzer zusammen - eine ähnliche Konstruktion wie die Glaspaläste hinter der Tate Modern in London. Das American Institute for Architects verlieh ihm daher den höchsten Architekturpreis der Vereinigten Staaten, die AIA Goldmedaille.
 
hase/apa