Südtirol

Ugolini zu Missbrauch: „Es braucht Transparenz und Dialog“

Der Fall des Priesters Timothy Meehan hat Konsequenzen, sagt Priester und Psychologe Gottfried Ugolini.

Ugolini zu Missbrauch: „Es braucht Transparenz und Dialog“
Rai Tagesschau
Timothy Meehan, der aus Boston stammende Geistliche des Ordens "Legionäre Christi", war in drei Südtiroler Pfarreien eingesetzt worden, ohne dass die Pfarrverantwortlichen über eine frühere sexuelle Beziehung Meehans mit einem abhängigen 17-Jährigen informiert worden waren (wir haben berichtet).
 
Bischof Ivo Muser räumte gestern ein, dies sei ein schwerwiegender Fehler gewesen, für den er selbst die Verantwortung übernehme. Der Priester und Psychologe Gottfried Ugolini betont: Es gehe nicht um die weit zurückliegende Beziehung des damaligen Ausbilders zu einem 17-jährigen Novizen. Es gehe darum, dass dies der Beauftragte für den Schutz der Minderjährigen, der beratende Expertenbeirat und auch die Pfarrverantwortlichen selbst lange nichts wussten.

Mehr Transparenz gefordert 

Der Fall zeige, dass es mit der Transparenz in der Kirche zum Schutz von Minderjährigen immer noch nicht zum Besten bestellt ist. Der Informationsaustausch zwischen Kirchenleitung und Fachstelle bzw. Beirat sei aber in der Zwischenzeit schon neu geregelt worden, sagt Ugolini: „Verpflichtend wurde unter anderem dass der Fachbeirat nicht nur über Beschuldigungen, Verurteilungen oder Freisprüche informiert werden, sondern auch allgemein über die Versetzung von Priestern und pastoralen Mitarbeitern aus anderen Diözesen.“
 
Wenn für ausreichende Information gesorgt sein, dann könne in einem gemeinsamen, offenen Gespräch abgewogen werden, welche Maßnahmen zu ergreifen seien, welche Informationen wem zu geben seien, wo Personen eingesetzt werden können und welche Begleitmaßnahmen in bestimmten Fällen notwendig sind.

Gemeinsam Verantwortung übernehmen 

Da im Beirat auch externe Fachleute sitzen, ist laut Ugolini eine kompetente und transparente Vorgangsweise gewährleistet. In der neuen Vereinbarung ist weiters festgehalten, wie die Pfarrgemeinden bei der Abklärung eines Einsatzes einbezogen werden.
 
Eine transparente Information sei die Voraussetzung, erstens um gemeinsam Verantwortung übernehmen zu können und zweitens bestmöglichen Schutz bieten zu können. Eine solche Mentalitätsänderung: hinschauen nicht wegschauen - bedeute, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter transparent informiert werden, und das gelte auch für die Basis.
 
(al/on)