Mordfall Perselli/Neumair

Benno Neumairs Bekannte: "Zu wenig Fragen gestellt"

Im Prozess gegen Benno Neumair sagt seine ehemalige Freundin als Zeugin aus. Martina A. spricht von den Tagen vor der Tötung der Neumairs.

Benno Neumairs Bekannte: "Zu wenig Fragen gestellt"
Rai Tagesschau

Zweiter Prozesstag im Schwurgerichtsprozess gegen Benno Neumair am Landesgericht in Bozen:

Heute wurden die ersten Zeugen der Anklage einvernommen. Rund 100 Zeugen sowie mehrere Gutachter sollen an den nächsten Prozesstagen befragt werden.

"Dann hat er am Telefon geweint – und ich habe verstanden, wie groß das Problem mit den Eltern wirklich ist."
Martina A., Ex-Freundin von Benno Neumair


Wie bereits berichtet, geht es hauptsächlich um die Frage der Schuldfähigkeit von Benno Neumair, also ob bzw. inwieweit er zum Zeitpunkt der Tat zurechnungsfähig war. 

Erste Zeugen der Anklage

Der Angeklagte Benno Neumair war am zweiten Prozesstag nicht anwesend. Verteidiger Falvio Moccia führte gesundheitliche Gründe an. Auch Benno Neumairs Schwester Madé war diesmal nicht im Gerichtssaal.  

Als erster Zeuge wurde der Carabinieribeamte angehört, bei dem am 5. Jänner 2021 die Vermisstenanzeige aufgegeben wurde.

Ex-Freundin Martina A. 

Danach wurde als zweite Zeugin jene Frau befragt, die Benno in der Zeit des mutmaßlichen Totschlags seiner Eltern öfters traf.

Unter anderem auch in den Tagen vor der Tötung seiner Eltern am 4. Jänner. Wie Martina A. aussagte, war Benno Neumair in den Tagen vor dem 4. Jänner schlecht gelaunt:

„Er hat mir am zweiten Jänner gesagt, dass es ihm nicht gut geht und dass es Unstimmigkeiten mit den Eltern gibt. Dann hat er am Telefon geweint – und ich habe verstanden, wie groß das Problem mit den Eltern wirklich ist“, sagt Martina A.

In den Tagen nach dem 4. Jänner sei ihr Benno hingegen dann sehr ruhig vorgekommen und es sei ihm besser gegangen.

„Nein, wir haben nicht Marihuana geraucht.“
Martina A., Ex-Geliebte von Benno Neumair


In ihrer Zeugenaussage ging Martina A. auch noch darauf ein, ob die beiden an dem besagten Abend Drogen genommen hatten. „Nein, wir haben nicht Marihuana geraucht.“
 

"Ich war schon sehr hin und weg von ihm."
Martina A., Ex-Freundin von Benno Neumair


Auch über ihre Gefühle zu Benno Neumair wurde die junge Frau aus Auer befragt. Ob sie denn verliebt gewesen sei, lautete die Frage des Staatsanwaltes. „Wir waren dabei, uns kennen zu lernen. Vielleicht wäre daraus eine ernste Geschichte entstanden. Ich war schon sehr hin und weg von ihm“, antwortete Martina A.
 

"Mein Problem ist, dass ich zu wenig Fragen stelle."
Martina A., Ex-Geliebte von Benno Neumair


Und: „Mein Problem ist, dass ich zu wenig Fragen stelle“, sagte die 42-Jährige vor Gericht.

Zweite Zeugin Jasmin C.

Angehört wurde anschließend auch eine zweite Frau, die nach dem 4. Jänner mit Benno Neumair zusammen war. Jasmin C. soll zwischen dem 5. und 11. Jänner, also unmittelbar nach dem Tötungsdelikt, bei Neumair im Haus der Familie Neumair gewohnt haben.
 
Sie war dabei, als die Carabinieri zu ersten Untersuchungen auftauchten und Benno Neumair auf der verzweifelten Suche nach Wasserperoxid war, um mit der Chemikalie die Tatspuren zu verwischen.
 

"Benno hat mir gesagt, er brauche das Wasserperoxid gegen den Schimmel in der Küche."
Jasmin C., Bekannte von Benno Neumair


„Benno Neumair hat mir gesagt, das Mittel brauche er gegen den Schimmel in der Küche“, sagte die 32-Jährige im Zeugenstand. Und: „Beim Eintreffen der Carabinieri sagte Benno mir, dass sie mir nur Angst machen wollen“, so Jasmin C.


Am ersten Prozesstag waren sowohl die Tochter des ermordeten Ehepaares, Madé, als auch Familienangehörige von Peter Neumair im Gerichtssaal gewesen. Der Angeklagte selbst war gemeinsam mit den Verteidigern Flavio Moccia und Angelo Polo erschienen.

Der Antrag auf ein verkürztes Verfahren gegen Benno Neumair war vom Gericht unter Vorsitz von Richter Carlo Busato und Beisitzer Ivan Perathoner abgelehnt worden. 


Madé Neumair hatte nach dem ersten Verhandlungtag zu Rai Südtirol gesagt, der Prozess sei sehr schwierig für sie, helfe ihr aber zugleich sich abzulenken. Sie betonte auch, dass sie keinerlei Kontakt zu ihrem Bruder habe und dies auch nicht wünsche. Die Gerüchte, dass ihr Bruder ihr einen Brief geschrieben habe, dementierte sie.


Benno Neumair hatte die Taten am 4.Jänner 2021 gestanden, nachdem die Leiche seiner Mutter gefunden worden war. Laut seinem Geständnis hat er seinen Vater in einem Streit mit einem Seil erdrosselt.  Seine Mutter habe er gleich danach erdrosselt, als sie nach Hause kam. Anschließend warf Benno Neumair die Leichen seiner Eltern in die Etsch. Es folgten Spurenverwischung, wochenlang aufwändige Suchaktionen, sogar der Pegel der Etsch wurde abgesenkt, um die Leichen finden zu können. 

ka/hp/pg