Fattor: "Wir brauchen mehr Müll für Bozen"

Ex-ECO-Center-Präsident Stefano Fattor drängt auf die Auslastung der Müllverwertungsanlage in Bozen. Warum das mit Umwelt und Gas zu tun hat.

Fattor: "Wir brauchen mehr Müll für Bozen"
Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz
Die Müllverwertungsanlage in Bozen verarbeitet Müll aus dem ganzen Land in Energie. Strom für etwa 20.000 Haushalte und Fernwärme für über 4.000 Bozner Haushalte und Unternehmen. Das bringt der Stadt Einnahmen von 7 Millionen Euro im Jahr. Je weiter der Ausbau des Fernwärmenetzes schreitet, desto mehr Haushalte können versorgt werden. Nicht genug, sagt der Bozner Stadtrat und ehemalige Präsident der ECO-Center AG Stefano Fattor.

Mehr Müll für Bozen

Laut Stefano Fattor wird in das Bozner Netz nicht nur Fernwärme aus der Müllverwertungsanlage eingespeist, sondern auch fossiles Gas. Außerdem sei man weniger krisensicher. Infolge des Ukraine-Krieges könne der Betreiber des Fernwärmenetzes, die Landesenergiegesellschaft Alperia keine Angebot für eine zweijährige Wärme-Versorgung für die städtischen Gebäude unterbreiten. Grund dafür sei der instabile Gaspreis, mit dem in den sechs Wintermonaten ein Anteil von 10 bis 15 Prozent der ins Netz eingespeisten Wärme erzeugt wird. Nur 85 Prozent der Wärme werden laut Fattor in der Verbrennungsanlage in Bozen erzeugt. Wenn die Verbrennungsanlage zu 100 Prozent ausgelastet wäre, auch nur für drei oder vier Jahre, könnte die Verwendung von Methangas für die Fernwärmeversorgung fast vollständig vermieden werden, unterstreicht Fattor.

Kapazität der Müllverwertungsanlage gedrosselt 

Zudem werde die Kapazität der Anlage gedrosselt. Anfangs begrenzte man die Leistung auf 130.000 Tonnen im Jahr. Ein Wert der nie absolut zu verstehen gewesen sei, betont Fattor. Vielmehr sei dieser zustande gekommen, weil man den Heizwert des gelieferten Abfalls errechnet hatte. Aus diesem Richtwert sei ein festgelegter Höchstwert geworden, kritisiert der ehemalige Eco Center Präsident. Das sei so, als würde man sich einen Ferrari kaufen und den auf der Autobahn lediglich im 3. Gang fahren. Der Grund hierfür sei, dass man die Bürger damit zum Müllsparen bewegen wollte. Dieser Gedanke sei grundsätzlich gut, die Methode aber nicht. 

Vor allem angesichts der Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Energiepreise sei eine solche Entscheidung nicht nachvollziehbar. In den kommenden Jahren soll an immer mehr Haushalte aber auch Unternehmen in der Landeshauptstadt Fernwärme geliefert werden. Die Einnahmen von sieben Mio. Euro im Jahr könnten bei voller Auslastung jährlich eine Million Euro zusätzlich bringen. Nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten der Eco Center AG könnte die Landeshauptstadt weit mehr klimafreundliche Wärme erhalten, als es derzeit der Fall ist.  

ka ge