Borkenkäfer: 5000 Hektar in Südtirol befallen

5000 Hektar der Wälder in Südtirol sind mittlerweile vom Borkenkäfer befallen. Trotz massiver Bemühungen gelingt es nicht, ihn zu stoppen.

Borkenkäfer: 5000 Hektar in Südtirol befallen
Rai Tagesschau
Der Borkenkäfer wütet weiter. Seit Monaten bemühen sich Forstbehörde und Waldbesitzer mit verschiedensten Maßnahmen dagegen vorzugehen. Mittlerweile sind in Südtirol 5.000 Hektar Wald betroffen.

Das Problem mit dem Borkenkäfer wird noch weitere Jahre bestehen. Darüber waren sich bei einer Pressekonferenz heute alle einig. Ziel sei es derzeit, in Zusammenarbeit mit der Forstbehörde weiterhin zielgerichtete Maßnahmen voranzubringen und gleichzeitig ein Verständnis des Problems bei der Bevölkerung zu schaffen.

5.000 Hektar vom Borkenkäfer befallen

Laut dem Direktor der Abteilung Forstwirtschaft, Günther Unterthiner, nutzt die Abteilung Forstwirtschaft Satellitenbilder der Eurac als Berechnungsgrundlage und aktuell sind bereits 5.000 Hektar im Land* vom Borkenkäfer befallen. Die Bilder seien Land auf Land ab dramatisch und die Sturmschäden und der Schneedruck würden eine gute Angriffsfläche für den Schädling bilden. 

Wald- und Sägewerkbesitzer Peter Prader berichtete von seinem Einsatz gegen die Borkenkäfer und auch von den Schäden am Nutzholz, die erhebliche Einsatzeinbußen für ihn bedeuten. 

"Wir haben uns bemüht, alles Schadholz aus den Wäldern zu entfernen, aber wir haben es nicht geschafft - es war zu viel."
Wald- und Sägewerkbesitzer Peter Prader

Verzehnfachung von Generation zu Generation

"Borkenkäfer befallen vor allem Fichten, häufig bereits geschwächte Bäume", erklärte  Abteilungsdirektor Unterthiner. Von Generation zu Generation könne sich die Population verzehnfachen - in der laufenden Saison seien in einigen Gebieten bis zu drei Generationen ausgeflogen. Das Land bietet im Kampf gegen den Schädling Unterstützungsmaßnahmen im Kampf gegen den Schädling, zuletzt wurden auch Beiträge für Fangbäume und die Entrindung zur direkten Bekämpfung des Borkenkäfers genehmigt. 


 

Wissenschaft zeigt: Phänomen bricht früher oder später zusammen 

Dennoch scheint es ein Kampf gegen Windmühlen zu sein, das Phänomen könne vom Menschen höchstens eingegrenzt werden, aber nicht ausgerottet. "Die Natur muss uns helfen. Wissenschaftlich ist erforscht, dass das Phänomen irgendwann nach einigen Jahren zusammenbricht, aber man weiß nicht, warum. Wüssten wir das, könnten wir effizienter vorgehen", sagte Unterthiner. Es gibt auch eine Studie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, an der auch der Südtiroler Universitätsprofessor Hannes Schuler mitarbeitet. Sie untersucht die Diapause unter anderem der Borkenkäfer. "Insekten können in die Diapause eintreten, indem sie ihren Metabolismus herunterfahren und für längere Zeit - auch Jahre - unter der Erde leben. So garantieren sie den Fortbestand ihrer Art", sagt Unterthiner.  In anderen Ländern werden Pflanzenschutzmittel für Holzlager im Wald ausgebracht. Das ist in Italien nicht zugelassen. 

Borkenkäfer ins Bewusstsein aller rücken

"Wir müssen uns bewusst sein, dass der Borkenkäferbefall kein Problem der Forstwirtschaft oder nur ein finanzielles Problem der Waldbesitzer ist, sondern der gesamten Bevölkerung", sagt  Schuler. Der Wald habe Schutzfunktionen. "Einerseits sichern die Wälder die Hänge, sodass Straßen, Gebäude und andere Infrastrukturen vor Naturgefahren geschützt sind", erklärt der Landesrat. Zudem habe der Wald für viele eine Bedeutung als Erholungsgebiet: Blößeflächen können das nicht in dem Ausmaß sichern. Auch in der Trinkwasserversorgung spiele der Wald eine große Rolle: "Auf Blößeflächen fließt das Wasser oberflächlich ab und gelangt gar nicht ins Grundwasser, während es im Wald versickert und als Trinkwasser zur Verfügung steht", erklärt Unterthiner.

*Südtirol hat eine Fläche von 740.000 Hektar, etwa 350.000 Hektar davon sind Wald, es gibt etwa 20.000 Waldbesitzer. 

kapa