Lebensversicherung in Schwierigkeiten: Was heißt das für Südtiroler Kunden?

​Ein Partner von mehreren Südtiroler Banken steckt in finanziellen Schwierigkeiten: und zwar die Eurovita-Versicherungsgesellschaft, deren Produkte unter anderem auch die Sparkasse und die Volksbank vertreiben. Was heißt das für die Südtiroler Kunden

Lebensversicherung in Schwierigkeiten: Was heißt das für Südtiroler Kunden?
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Die Gesellschaft ist wegen Liquiditätsproblemen unter kommissarische Verwaltung gestellt worden. Italienweit sind 400.00 Kunden von den Zahlungsschwierigkeiten der Versicherungsgesellschaft betroffen - darunter auch Südtiroler Kunden. 

Nach Angaben der Sparkasse haben Kunden, die ihr Geld in „Eurovita“- Lebensversicherungen gesteckt haben, derzeit kein Problem, sofern sie nicht vorzeitig aussteigen wollen: Fällige Zahlungen würden regulär ausbezahlt, erklärt der Finanzdirektor der Südtiroler Sparkasse, Armin Weißenegger.

Das rät der Finanzexperte der Südtiroler Sparkasse 

„Eurovita steht unter kommissarischer Verwaltung, weil Eurovita eine Kapitalerhöhung durchführen muss. Der Kommissar wurde nun mit allen Vollmachten ausgestattet, um diese Kapitalerhöhung durchführen zu können. Das Einfrieren der Freikäufe sollte aber kein außerordentliches Problem darstellen, weil die Laufzeiten, die Rückzahlungen oder die regelmäßigen Rentenzahlungen und die Zahlungen im Schadensfall weiterhin ordnungsgemäß durchgeführt werden. Ausgesetzt ist momentan lediglich die Möglichkeit beispielsweise ein zehnjähriges Produkt bereits nach zwei Jahren aufzulösen. Aber alle vertraglich verpflichteten Zahlungen werden regelmäßig bedient“, erklärt Weißenegger.  

"Kunden sollten Produkt beibehalten"

Für die Kunden selbst stelle die kommissarische Verwaltung von Eurovita also kein wirkliches Problem dar, betont der Finanzdirektor der Südtiroler Sparkasse.  Die Bank werde das Versicherungsprodukt auch weiterführen. “Kunden, die eine Laufzeit von zehn Jahren oder eine Restlaufzeit von fünf Jahren haben, sollten das Produkt beibehalten, nachdem sich an der Grundausrichtung des Produktes nichts verändert hat“, begründet der Finanzdirektor der Sparkasse seinen Ratschlag.

„Wir gehen davon aus, dass diese Situation hauptsächlich technischer Natur ist. Die operativen Tätigkeiten der Versicherungsgesellschaft laufen, mit Ausnahme der vorübergehenden Aussetzung der vorzeitigen Rückerstattungen, normal weiter. Wir sind daher zuversichtlich, dass die bisher von der Versicherungsaufsichtsbehörde IVASS getroffenen Entscheidungen einen raschen Abschluss der derzeitigen Phase ermöglichen werden,“ erklären auch Sparkassen-Präsident Gerhard Brandstätter sowie der Beauftragte Verwalter und Generaldirektor Nicola Calabrò.

Ist die italienische Versicherungsbranche in der Krise? 

Dennoch bei vielen Versicherungskunden schrillen bei solchen Meldungen die Alarmglocken. Steckt die italienische Versicherungsbranche in einer Krise. „2022 war ein sehr schwieriges Jahr auf den Finanzmärkten, sowohl Aktien als auch Anleihen haben durchschnittlich um rund 15 Prozent verloren. Versicherungen investieren ihre Versicherungsprämien ja auf den Finanzmärkten, deshalb haben sie auch im vergangenen Jahr nicht gut abgeschnitten. Aber die Finanzmärkte haben sich dieses Jahr wieder gut erholt", erklärt Armin Weißenegger. 

Im Allgemeinen seien Lebensversicherungen ein sehr beliebtes Produkt, weshalb der Finanzdirektor der Sparkasse nicht davon ausgeht, dass sich die Lebensversicherungen im konkreten Fall und im Allgemeinen in Krise befinden. „Lebensversicherungen sind weiterhin ein makelloses Produkt“, betont er.

Das sagt die Verbraucherzentrale zum Fall

Etwas anders klingt Stefanie Unterweger, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Südtirol. "Die Südtiroler Kunden müssen sich theoretisch keine Sorgen machen", betont sie. Auch wenn das Ganze eine ungute Situation darstelle. "Die Versicherungsaufsichtsbehörde hat momentan Teilauszahlungen gestoppt. Das heißt, vom 6. Februar bis zum 31. März werden keine Anträge auf Teilrückzahlungen bzw. Rückzahlungen dieser Lebensversicherungen akzeptiert. Rein theoretisch dürfte der Versicherungsgesellschaft nichts passieren, weil es sicherlich Rettungsmaßnahmen geben wird. Aber es hat noch nie einen solchen Fall gegeben, deshalb ist es schwer das Ganze einzuschätzen", so Unterweger. 

"Situation genau beobachten" 

In Einzelfällen könnte es zu Problemen kommen, sagt Unterweger. Dann, wenn Kunden jetzt ganz dringend - also bis zum 31. März - das Geld brauchen. Grundsätzlich seien die Produkte aber langfristig ausgerichtet. Sie rät den Kunden: "Abwarten, die Situation beobachten, weil man momentan nichts tun kann. Wir sind im ständigen Austausch mit der Versicherungsaufsichtsbehörde und beobachten die Entwicklungen ebenfalls sehr genau", erklärt Stefanie Unterweger. 

(joi)