Zankapfel Umfahrungsprojekte in Innichen

In Innichen wird ein Teil der geplanten Mobilitätsprojekte von vielen Bürgern kritisiert. Es geht vor allem um die Westeinfahrt.

Zankapfel Umfahrungsprojekte in Innichen
Rai Tagesschau

Die Landesräte Daniel Alfreider und Arnold Schuler waren eigens zur Bürgerversammlung angereist. Sie informierten die Bürger über die geplanten Straßenbauprojekte in Innichen. Das Interesse der Bürger war groß: Rund 400 Innichner:innen waren der Einladung gefolgt, so viele, dass zu Beginn der Sitzung noch eilig Stühle organisiert werden mussten.

Lob für Ostumfahrung

Ein Projekt wurde gelobt und die Bürgerinnen und Bürger freuen sich, wenn es schnell umgesetzt wird. Dieses Projekt ist nach der Überschwemmung von Innichen nach dem Sturm Vaia im Oktober 2018 geboren: Ein Tunnel, der sowohl als Straße, als auch als Hochwasserschutz genutzt werden kann. Damit kann Innichen umfahren werden, wenn man nach Sexten will. Zwei Fliegen also, die mit einer Klappe geschlagen werden. Die Innichner applaudieren.

Aber: bis wann die Ostumfahrung umgesetzt werden kann ist noch offen. Die Finanzierung für dieses Projekt steht noch nicht. Deshalb ist auch unklar, wann der erste Spatenstich erfolgen kann.

Olympiagelder für Westeinfahrt

Das zweite vorgestellte Projekt stieß auf weniger Gegenliebe: dabei handelt es sich um eine Überarbeitung der Westeinfahrt. Hier will Landesrat Daniel Alfreider die Bahnschranken weg bekommen. Deshalb muss die Bahnlinie über- oder unterquert werden.

Eine Unterführung, so führten die Techniker aus, sei aufgrund der hohen Grundwasserspiegels zwar technisch möglich, aber sehr kompliziert und teuer.

Die günstigere und schnellere Lösung ist der Bau einer Brücke, die sowohl Eisenbahn als auch Drau überquert. Diese Brücke würde nur 7,5 Millionen Euro kosten, die Umsetzung sei rechtzeitig möglich, damit das Projekt aus den Olympiageldern für 2026 finanziert werden kann. Denn diese Projekte müssen rechtzeitig zu den olympischen Spielen fertig gestellt sein.

Doch die Innichner wollen keine 12,5 Meter hohe Brücke, die das Dorfpanorama von Toblach kommend verstellt.

"Politshow Kombiprojekt, um Westeinfahrt durchzubringen"

Die zu Beginn der Versammlung noch gelöste Stimmung schlug bei den Wortmeldungen um. Da war von einer Politshow die Rede. Dass ein gutes und ein schlechtes Projekt zugleich vorgestellt würden, um die Schwächen der Westeinfahrt zu verdecken wurde gesagt.

Die ehemalige Bürgermeisterin von Innichen, Rosmarie Burgmann, sagte, Innichens Mobilität habe andere Probleme als die Westeinfahrt. Das Dorf brauche ein Mobilitätszentrum im Zentrum, zudem brauche es eine Lösung für den Ort, der durch die Pustertaler Staatsstraße geteilt wird.

Viele Bürger sprachen der Westeinfahrt die Sinnhaftigkeit ab. Wenn die Ostumfahrung gebaut werde, dann brauche es die neue Westeinfahrt nicht. Und die Bürger fragten sich, wieso die Westeinfahrt so schnell gebaut werden könnte, während die Ostumfahrung verschoben werde.

Projekte überdenken und diskutieren

Bürgermeister Klaus Rainer musste sich den Vorwurf gefallen lassen, dass der Gemeinderat nie in die Diskussion eingebunden worden sei, jetzt aber schon ein Projekt vorliege. "Wir haben das Projekt erst am Freitag bekommen. Es hätte wenig Sinn gemacht, darüber zu sprechen, wenn noch kein Projekt vorliegt," erklärte Rainer auf Nachfrage.

Daniel Alfreider erklärte, das Land habe ein Angebot unterbreitet, doch entscheiden müsse die Dorfgemeinschaft. Und das soll jetzt geschehen. Bürgermeister Klaus Rainer kündigte an, dass die Debatte jetzt im Gemeindeausschuss und Gemeinderat beginnen werde. Und dann müsse die Mehrheit entscheiden. Denn diese Projekte gingen alle Innichner an.