Landwirtschaft

(Vorerst) Keine Photovoltaik auf Hagelschutz

Die Idee ist nicht neu: Hagelschutzanlagen mit Photovoltaikpanelen ausstatten, um Ökostrom zu gewinnen. In Südtirol wird das aber so schnell nicht kommen.

(Vorerst) Keine Photovoltaik auf Hagelschutz
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Der Vinschgau, das Burggrafenamt, das Etschtal und das Südtiroler Unterland: in den Südtiroler Talsohlen dominieren Apfelanlagen das Landschaftbild. Vielerorts sind die Anlagen mit schwarzen Netzen überspannt: zum Schutz vor zu starken Sonneneinstrahlung, vor allem aber als Schutz vor Hagel. Schön sieht das nicht aus, aber es ist ein effizienter Schutz. Und dieser effiziente Schutz könnte, technisch gesehen, auch noch dazu verwendet werden, um Geld zu verdienen: Geld aus Strom. 

Strom aus Sonne: Das ist das Prinzip von Photovoltaikanlagen. Pixabay
Strom aus Sonne: Das ist das Prinzip von Photovoltaikanlagen.

Technisch wäre es möglich, die Netze mit Photovoltaikpanelen auszustatten. Doch die Landesregierung möchte das zunächst noch nicht, sagt Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler: “Als Landesregierung möchten wir zuerst schon verbaute Flächen mit Photovoltaikanlagen ausstatten. Also Dächer von öffentlichen Gebäuden, oder aber Parkplätze. Das hätte gleich einen mehrfachen Nutzen: Erstens würde sauberer Strom erzeugt, dann würden die Autos beschattet und sie würden aus dem Landschaftsbild verschwinden.”

Schon verbaute Flächen also zuerst für die Stromproduktion nutzen, um das Landschaftsbild zu schützen. Denn Südtirol ist auch ein Tourismusland und soll das auch bleiben. Photovoltaikanlagen auf den Obstanlagen hätten nämlich einen großen Nachteil: sie wären fix da und würden das Landschaftsbild das ganze Jahr über beeinträchtigen. “Ich weiß, es ist ein zweischneidiges Schwert. Wir fordern alle sauberen Strom, aber gleichzeitig müssen wir auch darauf achten, dass wir unser Landschaftsbild schützen. Der Kulturgrund ist ein wichtiges Kapital. Und das möchten wir erhalten,” erklärt Arnold Schuler.

“Kulturgrund ist ein wichtiges Kapital. Das möchten wir wenn möglich erhalten.”

Arnold Schuler, Landesrat
 

 In Südtirol sollen schon bestehende Bauten zur Stromgewinnung genutzt werden. Rai Tagesschau
In Südtirol sollen schon bestehende Bauten zur Stromgewinnung genutzt werden.

Für die Landesregierung ist die Argumentation sicher nicht einfach: auf der einen Seite möchte das Land eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz spielen und da ist es schwer zu argumentieren, wieso man sich gegen Strom aus der Sonne ausspricht. Arnold Schuler versucht es dennoch
“Wir wollen keine landwirtschaftlich genutzten Flächen für die Stromgewinnung opfern. Wir kennen die Beispiele aus Italien, wo wertvoller Kulturgrund nur mehr für die Stromproduktion genutzt wird. Es wird auch bei uns möglich sein, Strom aus Photovoltaik zu gewinnen, aber wir müssen noch genauer hinschauen, wo das Sinn macht. Wenn schon Kulturgrund genutzt werden soll, dann muss zumindest eine Kombination aus Landwirtschaft und Stromproduktion möglich sein.”

Die Meinungen darüber, ob Hagelschutzanlagen zur Stromgewinnung sinnvoll wären gehen auseinander: Landschaftsschützer werden sich dagegen stellen, weil sie um das Landschaftsbild fürchten. Die Landwirtschaft wird wohl eher für die Möglichkeit sein und mit dem Klimaschutz argumentieren. Und irgendwie haben in dieser Frage beide Seiten recht.