Italien

Silvio Berlusconi ist tot

Der Unternehmer und Politiker Silvio Berlusconi ist heute Früh im Mailänder Krankenhaus San Raffaele gestorben. Er wurde 86 Jahre alt.

Silvio Berlusconi ist tot
Ansa Facebook
Silvio Berlusconi bei einem Videoauftritt am 12. Mai 2023.

Italiens ehemaliger Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Der 86-Jährige war am Freitag erneut in die Mailänder Klinik San Raffaele eingeliefert worden. Dort verstarb der Unternehmer und Politiker laut ersten Medienberichten heute Früh. 

Il “Cavaliere”

Alle nannten ihn „Cavaliere“. Ein Ehrentitel, den Staatspräsident Giovanni Leone 1977 dem damals 40-jährigen Silvio Berlusconi verliehen hatte. Den Titel „Cavaliere“ behielt Berlusconi zeitlebens bei, denn ein „Cavaliere“, ein Ritter, wollte er bis zuletzt sein, als erfolgreicher Unternehmer und auch als Politiker.

Silvio Berlusconi, einer der reichsten Männer Italiens und Vater von fünf Kindern, wurde 1936 in Mailand geboren. Er war zuerst als Bauunternehmer tätig, bevor er sich als Medienmogul im italienischen Privatfernsehen einen Namen machte. Auch der Sport und vor allem seine Mannschaft Milan lagen ihm am Herzen.

Von Mediaset zur Politik

Anfang der 1990er Jahre gründete Berlusconi die Gruppe Mediaset und wenig später folgte sein Einstieg in die Politik. Berlusconi gründete die Partei Forza Italia und binnen weniger Monate schaffte er es in den Palazzo Chigi. Seine erste Regierung hielt nur kurz, aber damit begann die Ära Berlusconi, die Italiens Politik jahrzehntelang prägte.

Berlusconi war ein Mann der Widersprüche, der zugleich als peinlich, charmant, großzügig aber auch als korrupt bezeichnet wurde, der geliebt und zugleich gehasst wurde.

Vier Mal war er Ministerpräsident und als solcher knüpfte er auf dem internationalen Parkett enge Verbindungen zu den Größen der Weltpolitik. Berlusconi pflegte eine langjährige Freundschaft mit Wladimir Putin, er traf sich mit George Bush, aber auch mit dem libyschen Herrscher Muammar Al-Gaddafi oder mit Husni Mubarak in Ägypten.

Umstritten und bewundert

Für den früheren Regierungschef Mario Monti war Berlusconi der "Vater aller Populisten", er selbst nannte sich einmal "Jesus Christus der Politik". Immer wieder gab es Vorwürfe von Interessenkonflikten zwischen seinem Amt und dem von ihm kontrollierten Medienimperium Mediaset. Auch musste er sich zahlreichen Gerichtsprozessen stellen.

Im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung wurde er 2013 aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.

Bunga - Bunga 

Im März 2015 wurde er im "Bunga-Bunga"-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Auch ein Folgeverfahren wegen Zeugenbestechung endete mit einem Freispruch. Seiner Beliebtheit bei vielen Italienern taten die Konflikte mit dem Gesetz aber keinen Abbruch.

Im Zuge der Finanzkrise hatte er 2011 endgültig als Ministerpräsident abtreten müssen. Immer wieder versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt. Doch die rauschende Rückkehr auf die ganz große Bühne gelang dem "Cavaliere" nicht - auch sein letzter Traum, Staatspräsident zu werden, platzte Anfang 2022.

Seit 2016 gesundheitlich angeschlagen

Gesundheitlich hatte Berlusconi in seinen letzten Jahren immer wieder große Probleme: 2016 wurde er am Herz operiert, 2020 musste er wegen einer Corona-Infektion und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Auch 2022 wurde er wegen einer Harnwegsinfektion stationär behandelt. Bereits 1997 wurde er wegen eines Tumors an der Prostata operiert. Schon seit mehreren Jahren hatte er zudem einen Herzschrittmacher. Zuletzt wurde bekannt, dass er an chronischer Leukämie leidet.

Seine Forza Italia, die er bei den Parlamentswahlen 1994 aus dem Stand zur größten Partei gemacht hatte, schrumpfte im Stiefelstaat immer weiter zusammen. Das lag auch daran, dass Berlusconi kaum politische Erben zuließ und Forza Italia immer mit seinem Namen verbunden war. Immerhin schaffte sie es als kleiner Partner von Giorgia Meloni im Herbst 2022 noch mal in die Regierung.

Auch privat sorgte Berlusconi stets für Schlagzeilen. Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina zusammen, die mehr als 50 Jahre jünger war als Berlusconi.