Immobilienmakler: "Früher oder später sind die geschlossenen Höfe so alle verkauft"

Laut Immobilienmakler Niederkofler kaufen immer mehr Provinzfremde Südtiroler Bauernhöfe. Er fordert eine Bremse gegen den Ausverkauf der Höfe.

Immobilienmakler: "Früher oder später sind die geschlossenen Höfe so alle verkauft"
Rai Tagesschau
Verkauft: Der Pflanger-Hof oberhalb von Kiens ging vor Kurzem an einen Unternehmer aus Deutschland

Herr Niederkofler, werden tatsächlich mehr Bauernhöfe im ganzen Land verkauft?
Andrè-Benedict Niederkofler, Sekretär der Südtiroler Maklervereinigung: Die Bauernhöfe werden gleich wie früher verkauft, nur hat in letzter Zeit der Verkauf an Provinzfremde zugenommen. Das Problem ist: Die Höfe sind nicht geschützt und können damit von jedem gekauft werden.

“Nicht geschützt” heißt: Es gibt keine Bindung und diese Höfe sind am freien Markt erhältlich.
Das Traurige an der Sache ist: In den meisten Gemeinden gibt es die Konventionierung. Dort werden in einem Mehrfamilienhaus 60 bis 100 Prozent der Wohnungen für Ansässige gebunden. Bei einem geschlossenen Hof gibt es dagegen keinerlei Bindung - und das ist das Problem.

Die Landwirtschaft wird nun sagen: Eine Bindung schränkt den Bauern ein. Was entgegnen Sie?
Man muss das Ganze anders denken: Es kann für die ansässige Bevölkerung von Vorteil sein, wenn Höfe für Ansässige gebunden werden. Das kann eine Chance für die Jungen sein, wenn so ein Bauernhof wieder erschwinglich wird und nicht in provinzfremde Hand fällt. Es geht schließlich und endlich um das wichtigste Kulturgut, das wir in Südtirol haben: den geschlossenen Hof.

Es geht schließlich und endlich um das wichtigste Kulturgut, das wir in Südtirol haben: den geschlossenen Hof.

Geht eine Bindung für Höfe überhaupt aus rechtlicher Sicht?
Prinzipiell ist es richtig, dass man eine Bindung nicht einfach so auferlegen kann. Man sollte eine Bindung mit Förderungen koppeln. Man kann das am freien Wohnungsmarkt beobachten: Dort wird auch die ewige Bindung, Konventionierung damit gerechtfertigt, dass man sagt: Die Leute sparen sich ja die Baukostenabgabe. Es ist also auf jeden Fall möglich.

Sie haben die Landesregierung angeschrieben. Wie hat sie reagiert?
Es wurde im Landtag behandelt und vertagt. Hier reden natürlich mehrere Verbände mit. Aber man sollte das Thema nicht allzu lange aufschieben. Denn das Problem ist: Früher oder später sind diese Kulturgüter, die geschlossenen Höfe, alle verkauft und dann haben wir effektiv ein Problem.

Man sollte das Thema nicht allzu lange aufschieben. Denn das Problem ist: Früher oder später sind diese Kulturgüter, die geschlossenen Höfe, alle verkauft und dann haben wir effektiv ein Problem.

Sprechen Sie damit nicht gegen Ihr Geschäft? Sie als Immobilienmakler verdienen ja an solchen Verkäufen mit.
Das Problem ist, dass diese geschlossene Höf von mehreren Agenturen an Provinzfremde verkauft werden. Diese Verkäufe treiben die Preise, denn hier werden oft Liebhaberpreise bezahlt. Mit dem Südtiroler Kunden machen wir aber eigentlich 80 Prozent des Geschäfts, er ist damit für uns der wichtigere Kunde.

Interview: Hannes Senfter