Seiser Alm

Kühe greifen Wanderer an – Notarzt: „Wie in schlechtem Film“

„Den Blick der Kuh werde ich nie vergessen“, sagt Dr. Simon Frings. Er war auf der Seiser Alm im Einsatz, wo Kühe Wanderer angriffen und schwer verletzten.

Kühe greifen Wanderer an – Notarzt: „Wie in schlechtem Film“
Pixabay

Dr. Simon Frings ist Notarzt an Bord des Rettungshubschraubers Pelikan 1. Er war am Nachmittag zu einem Einsatz auf die Seiser Alm auf einem Weg zwischen der Murmeltierhütte und der Langkofelscharte gerufen worden. Dort hatten zwei Kühe Wanderer angegriffen. 

„Als wir ankamen, lag die Patientin schwer verletzt am Boden. In der Nähe stand eine Herde von 15 bis 20 Kälbern, etwas abseits zwei Kühe“, schildert Frings. 

Eine dieser Kühe hätten zuerst eine Frau angegriffen, sie durch die Luft geschleudert, die zweite Kuh habe dann auf die am Boden Liegende eingetrampelt. Daraufhin gingen die Kühe auch auf einen Mann aus dem Trentino los, der versucht hatte, die Tiere mit einer Hundeleine zu verscheuchen.

Kühe gehen auf Notarzt los

Und auch den Notarzt selbst wollten die Kühe später angreifen. „Als ich mich um die Verletzte kümmern wollte, sehe ich aus den Augenwinkeln, wie zwei Kühe auf mich zurennen. Ich wollte sie stoppen, habe mich groß gemacht, und bin kurz hingefallen“, erinnert sich Frings. 

Er habe Glück gehabt, doch die Kühe seien wieder auf die Frau losgegangen. „Ich habe mit Steinen, einem Rucksack und Stöcken nach den Kühen geworfen, geschrien, damit sie von der Frau ablassen“, so Frings, doch alles habe nichts genützt. 

Pilot kann Kühe verscheuchen

Erst der Pilot des Notarzthubschraubers konnte die Tiere schließlich erfolgreich verscheuchen.

„Er startete den Hubschrauber und flog auf niederer Höhe heran“, erzählt Frings, da seien die Kühe davongelaufen. 

„So etwas habe ich noch nicht erlebt“

„Es war unglaublich. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt der Notarzt. Er sei am Ritten aufgewachsen, wo es auch Kühe gibt, „doch das kenne ich nicht, dass Kühe so aggressiv sind und sich nicht verscheuchen lassen. Es war wie in einem schlechten Film.“

Die Kühe seien sicher nicht Schuld, glaubt Frings. Er könne sich das Verhalten der Kühe nur damit erklären, dass auf dem Weg zu viele Leute unterwegs gewesen seien. „Jemand hat auch etwas von einem Hund gesagt.“

Nachdem die Gefahr gebannt war, konnten die Verletzten ins Krankenhaus geflogen werden. Die Frau hat ein schweres Polytrauma erlitten. 

Für Dr. Frings war es einer der ungewöhnlichsten Einsätze seiner Laufbahn: „Den Blick der Kuh werde ich nie mehr vergessen.“