Migration

Lampedusa steht vor dem Kollaps

In den vergangenen 48 Stunden sind rund 7.000 Migranten auf Lampedusa eingetroffen. Der Bürgermeister sagt jetzt: "Es reicht!"

Lampedusa steht vor dem Kollaps
Ansafoto
3000 Flüchtlinge in zwei Tagen

Angesichts der hohen Zahl an ankommenden Migranten bleibt die Lage auf der süditalienischen Insel Lampedusa angespannt. 

Über 9.000 Menschen sind seit Montag auf der Insel gelandet. Allein in den vergangenen 48 Stunden sollen 7.000 die Insel erreicht haben. Rund 3.000 Personen verließen gestern Donnerstag an Bord von Fähren die Insel in Richtung Sizilien und dem italienischen Festland wieder. Damit konnte die Flüchtlingseinrichtung Lampedusas zum Teil entlastet werden. Der Stadtrat der Mittelmeerinsel hatte am Mittwoch den Ausnahmezustand ausgerufen.

Noch 4.200 Migranten befinden sich im Hotspot, teilte das Rote Kreuz mit, das die Flüchtlingseinrichtung verwaltet. Neun Boote mit fast 400 Menschen an Bord trafen gestern auf Lampedusa ein.

Dem Bürgermeister reicht es

"Wir fordern eine strukturelle Lösung, denn wir können diese Migrationsströme allein nicht mehr bewältigen", sagte Bürgermeister Filippo Mannino und drängt auf die sofortige Verlegung der Migranten nach Sizilien und aufs italienische Festland. Er forderte auch den Einsatz von Marineschiffen, die Migrantenboote vor der Küste Lampedusas aufgreifen sollen, bevor sie die Insel erreichen können.

Bürger Lampedusas demonstrierten gestern Abend vor dem Rathaus. "Seit 30 Jahren sind wir mit der Migrationsproblematik konfrontiert. So kann es nicht weitergehen, die Lage ist außer Kontrolle geraten", betonten einige Demonstranten. 

Ein Fackelzug war aus Solidarität mit einem Baby geplant, das am Mittwoch bei der Landung auf Lampedusa ins Wasser gefallen und ertrunken ist. Die 17-jährige Mutter, die sich retten konnte, wird zurzeit medizinisch versorgt.

Außenminister Antonio Tajani warnte indes, dass sich die Lage in den kommenden Monaten noch verschärfen könnte. "Italien muss auf europäischer Ebene unterstützt werden. Wir können nicht allein gelassen werden", so Tajani. "Europa allein ist nicht in der Lage, ein so großes Problem zu bewältigen, das nicht nur fast ganz Afrika betrifft, sondern auch den Zustrom über die Balkanroute. Deshalb haben wir die Vereinten Nationen und die G20 einbezogen", so der Minister.

Die Europäische Kommission steht in engem Kontakt mit den italienischen Behörden, erklärte eine Sprecherin der Behörde in Brüssel. Derzeit seien rund 450 Mitarbeiter der EU-Asylagentur und von Frontex vor Ort im Einsatz. Auch finanziell werde Italien mit 14 Millionen Euro Nothilfe unterstützt. Das Geld soll helfen, die Flüchtenden zu versorgen und von der Insel zum Festland zu transportieren.