Nahost-Konflikt

Israels Militär will 1,1 Millionen Menschen umsiedeln

Vereinte Nationen befürchten durch Umsiedlung im Gazastreifen verheerende humanitäre Folgen. Human Rights: „Israel setzte Phosphor ein.“

Israels Militär will 1,1 Millionen Menschen umsiedeln
Ansa
Ein israelischer Angriff auf Gaza City

Die Vereinten Nationen teilten am frühen Freitagmorgen mit, dass das israelische Militär ihnen mitgeteilt habe, dass etwa 1,1 Millionen Palästinenser im Gazastreifen innerhalb der nächsten 24 Stunden vom Norden in den Süden der Enklave umgesiedelt werden sollten. "Die Vereinten Nationen halten es für unmöglich, dass eine solche Bewegung ohne verheerende humanitäre Folgen stattfinden kann", sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric in einer Erklärung.

"Die Vereinten Nationen appellieren nachdrücklich an die Rücknahme eines solchen Befehls, falls er bestätigt wird, um zu verhindern, dass sich eine bereits bestehende Tragödie in eine katastrophale Situation verwandelt", sagte er.

 

Eine Karte des Gazastreifens, Stand 2012 Wikimedia Commons
Eine Karte des Gazastreifens, Stand 2012

Vorwürfe von Menschenrechtsorganisation

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft Israel  vor, im Gazastreifen und im Libanon Munition mit weißem Phosphor eingesetzt zu haben. Die Menschenrechtsorganisation erklärte, sie habe Videos verifiziert, die am 10. Oktober im Libanon und am 11. Oktober im Gazastreifen aufgenommen worden seien. Sie hätten mehrere Luftangriffe mit weißem Phosphor über dem Hafen von Gaza-Stadt und zwei ländlichen Orten entlang der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gezeigt.

Das israelische Militär teilte auf Anfrage mit, dass es derzeit keine Kenntnis vom Einsatz von Waffen mit weißem Phosphor in Gaza habe. Es äußerte sich nicht zu den Vorwürfen der Menschenrechtsorganisation über den Einsatz dieser Waffen im Libanon. Reuters konnte die Berichte von Human Rights Watch nicht unabhängig prüfen.

Umstritten, aber nicht verboten

Der Einsatz Weißen Phosphors gegen militärische Ziele ist umstritten, aber nicht verboten. Das Übereinkommen über bestimmte konventionelle Waffen (CCW) von 1980 schließt nur den Einsatz entsprechender Brandbomben gegen Zivilisten aus. Weißer Phosphor ist hochentzündlich. Die giftige Substanz wird militärisch in Brandbomben, Signalmitteln, Leuchtspurmunition und Rauchbomben eingesetzt und kann schlimme Verbrennungen verursachen.

Hoffnung auf Frieden

Trotz der Eskalation hofft die im Vinschgau lebende Designerin Noa Paul auf Frieden in ihrer Heimat Israel. Sie ist im ständigen Kontakt mit ihrer Familie.