Toponomastik

Cervinia heißt nicht mehr Cervinia

Das Dorf am Fuße des Matterhorns trägt laut Beschluss nur noch den Namen Le Breuil. Aber der Widerstand wächst.

Cervinia heißt nicht mehr Cervinia
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Le Breuil oder Cervinia am Fuße des Matterhorns

Auf der italienischen Seite des Matterhorns gibt es ein berühmtes Bergsteigerdorf. Als Wintersport-Destination ist es unter dem Namen Cervinia bekannt. Doch jetzt ist nur mehr der alte französische Name amtlich: Le Breuil. Dagegen regt sich Widerstand – vor allem auch unter Verweis auf den Tourismus. 

Seit dem 11. Jahrhundert gehörte das Aostatal zum Herrschaftsgebiet des Hauses Savoyen und war französischsprachig. 1861 wurde es Teil des Königreichs Italien. Unter dem faschistischen Mussolini-Regime erging es ihm ähnlich wie Südtirol. Es gab eine Italianisierungswelle. Der Ort Le Breuil bekam einen neuen Namen: Cervinia. 

Viele Namen nach Krieg abgeschafft

Viele aufgezwungene italienische Namen wurden in Aosta bald nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abgeschafft. Der Name Cervinia blieb und wurde zum touristischen Markenzeichen zusammen mit Cervino, der italienischen Bezeichnung für das dahinter aufragende Matterhorn. 

Die Entscheidungen für die nunmehrige Rückkehr zum alten Namen wurden im heurigen Jahr getroffen, erst vom Bürgermeister, dann vom Gemeinderat der Gemeinde Valtournenche, denn der 700-Seelen-Ort Le Breuil, oder eben Cervinia, ist nur eine Fraktion und keine eigene Gemeinde. Zuletzt folgte im September der Beschluss der Autonomen Region Aosta. Und damit wurde die Sache offiziell. 

Neue Bürgermeisterin zögert

Alles okay, möchte man meinen, und doch ist es das nicht. Inzwischen gibt es eine neue Bürgermeisterin. Die war zwar vorher Gemeindereferentin, steht jetzt aber nicht mehr so ganz hinter der Idee. Ihr Stellvertreter drängt darauf, dass der Doppelname erhalten bleibt: Le Breuil/Cervinia. Unterstützt wird er dabei von der wirtschaftlich mächtigen Liftgesellschaft, die das Wort Cervinia in ihrem Namen trägt. 

Fratelli d’Italia dagegen

Auch die regionalen Vertreter von Fratelli d'Italia haben sich eingeschalten und sagen, ein derart abrupter Namenswechsel schade dem Tourismus und darüber hinaus dem Ruf der gesamten Region. Außerdem müssten alle Namensschilder ausgetauscht und sämtliche Dokumente abgeändert werden. 

Schon bald soll es ein Treffen geben mit dem Regionalpräsidenten Renzo Testolin von der autonomistischen Union Valdôtaine. Dann wird man weitersehen.