Italien

Spannungen in Rom am "Tag der Befreiung"

In Rom gab es am Tag der Befreiung Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten. Mattarella und Meloni gedachten des Endes faschistischer Regime.

Spannungen in Rom am "Tag der Befreiung"
ANSA/Giuseppe Lami

Zum 79. Jahrestags der Befreiung Italiens am Ende des Zweiten Weltkriegs ist es in Rom zu Spannungen gekommen. Bei einer antifaschistischen Demonstration kam es zu Krawallen zwischen Anhängern der sogenannten "Jüdischen Brigade" und propalästinensischen Aktivisten. Neben Buhrufen und Beleidigungen wurden auch einige Feuerwerkskörper geworfen.

Auf Slogans der Pro-Palästina-Bewegungen folgten Beleidigungen und Gesten aus den Reihen der Anhänger der "Jüdischen Brigade". Außerdem wurden Dosen auf die Pro-Palästina-Gruppe und Steine auf Reporter geworfen. Mehrere Polizisten trennten die Demonstranten voneinander. Seit dem Eskalieren des Nahost-Konflikts finden wöchentlich in Rom pro-palästinesische Demonstrationen statt.

Die "Jüdische Brigade" ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Mailand, der die Erinnerung an die Arbeit und die Ideale der Jüdischen Brigadegruppe pflegt, deren Gründung von Winston Churchill im September 1944 im Unterhaus verkündet wurde und die aus einem Artillerieregiment und Hilfseinheiten bestand und unter dem Kommando des kanadischen Generals Ernest Frank Benjamin stand: Sie bestand aus 5.000 Freiwilligen italienischer und ausländischer Nationalität, die in die britische Armee eingegliedert waren und während des Zweiten Weltkriegs einen bedeutenden Beitrag zur Befreiung Italien und zum Kampf gegen die Nazis leisteten.

Gedenkfeiern von Mattarella und Meloni 

Staatspräsident Sergio Mattarella legte einen Kranz am "Altar des Vaterlandes" in Rom nieder, wo aller für Heimat, Freiheit und Frieden Gefallenen gedacht wurde. Der Kampf gegen die Nazi-Besatzung bilde das "ethische Fundament" der Republik, die aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs entstanden sei, sagte Mattarella. In dem toskanischen Dorf Civitella gedachte er der vielen Opfer von grauenhaften Kriegsverbrechen vor 80 Jahren. Laut Mattarella kann es ohne Erinnerung keine Zukunft geben. 1944 wurden in Civitella 244 Zivilisten von Soldaten der deutschen Wehrmacht getötet. Am Vormittag hatte Mattarella auch am Grab des unbekannten Soldaten in Rom einen Kranz niedergelegt. 

Auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni würdigte den Tag der Befreiung. Sie ist zuletzt unter Druck geraten, weil sie beschuldigt wurde, vom Faschismus nicht ausdrücklich Distanz genommen zu haben. Ihre Partei Fratelli d‘Italia ist die Nachfolgepartei von Alleanza Nazionale, die ihrerseits aus dem Movimento Sociale Italiano (MSI) hervorgegangen ist. Heute nun betonte Meloni in ihrer Stellungnahme ihre Abneigung gegen alle totalitären Regime. Jene der Vergangenheit ebenso wie jene von heute. Das Ende des Faschismus habe die Basis für Demokratie geschaffen, schrieb Meloni in den Sozialen Medien.

Am "Tag der Befreiung" ("Anniversario della Liberazione") am 25. April wird des Endes des Faschismus und der Nazi-Besatzung zwischen 1943 und 1945 gedacht. Italien, das mit Hitler-Deutschland verbündet war, wechselte 1943 die Fronten. Daraufhin wurde Italien von deutschen Truppen besetzt. Italienische Partisanen erzwangen am 25. April 1945 den Rückzug der Nationalsozialisten aus Mailand. Vier Tage später wurden dort auf dem Piazzale Loreto die Leichen von Diktator Benito Mussolini und seiner Geliebten Clara Petacci kopfüber an einer Tankstelle aufgehängt.