"Schutzausrüstung? Wir mussten bei Handwerkern fragen"

Die Südtiroler Altersheime sind besonders stark vom Coronavirus betroffen. Viele Heimbewohner haben sich infiziert. Der Sanitätsbetrieb hat spät reagiert.

Rita Obkircher ist die Vorsitzende des Verbandes für Pflegedienstleiter. Im Morgengespräch auf Rai Südtirol erzählte sie über die schwierige Arbeit, die Mitarbeiter in den Seniorenheimen jetzt zu leisten haben.

Die besondere Schwierigkeit in diesen Zeiten:

„Wir müssen Schutzmaßnahmen treffen und Menschen isolieren und verzagte Angehörige trösten. Das ist nicht leicht. Man muss bedenken, dass die Seniorenheime nicht für einen solchen Fall gebaut worden sind. Da gibt es keine Isolationsstationen. Die mussten improvisiert werden. Und dann gibt es viele demente Menschen in unseren Einrichtungen. Denen kann man nicht so einfach Hygienemaßnahmen erklären. Oder die bleiben auch nicht in ihren Zimmern und weigern sich, einen Mundschutz zu tragen.“

Natürlich tue man das Möglichste: „In den Heimen wurden ganze Stockwerke umgestaltet und zu Covidstationen gemacht. Aber in einem Seniorenheim ist es schlicht und ergreifend nicht möglich, ein Virus einzudämmen.“

Die Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger sei belastend. Die ganze Situation sei es. Denn man wisse ja nicht, woher das Virus komme, wer es in die Einrichtung eingeschleppt hat. Dazu kommt, dass auch viele Pfleger selbst infiziert sind. Da kämen dann sehr oft Selbstvorwürfe dazu.

Dabei seien die Heime sehr spät mit Schutzausrüstung ausgestattet worden.

„Ich wundere mich selbst, wie der Sanitätsbetrieb von der Coronakrise so überrascht werden konnte. In den Heimen mussten wir uns selbst aushelfen. Wir haben bei Handwerkern nachgefragt und die haben uns dann Schutzausrüstung gegeben. Oder wir mussten sie über den Verband der Seniorenwohnheime selbst ankaufen. Es wundert mich, dass der Sanitätsbetrieb nicht besser gewappnet war.“

Die Dunkelziffer in den Heimen, was die Coronatoten betrifft könnte noch höher sein. Denn der Krankheitsverlauf ist oft so schnell, dass gar keine Zeit mehr für einen Test bleibt. Dass nicht alle Heimbewohner in die Krankenhäuser eingeliefert werden, das liegt laut Rita Obkircher sehr oft an Patientenverfügungen: „Die alten Menschen haben verfügt, dass sie in keine andere Einrichtung mehr verlegt werden wollen.“

Für die Pfleger hat Rita Obkircher einen Wunsch: Nämlich, dass man sich auch nach dieser Krise noch an sie und ihre Arbeit erinnert.

(mk/petr)