Silvia Moser: Telefonseelsorge Adieu!

Silvia Moser hat die Telefonseelsorge aufgebaut und stand ihr 18 Jahre vor. Jetzt verlässt sie den Dienst.

 
Sie hat die Telefonseelsorge aufgebaut, den gemeinsamen Dienst von Caritas und Südtiroler Vinzenzgemeinschaft, 18 Jahren hat sie ihn geleitet: Silvia Moser. Nach 18 Jahren verlässt sie nun den Dienst. Ende Mai endet ihre Tätigkeit für die Caritas. Und für Silvia Moser beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Über ihre Erfahrungen in der Telefonseelsorge, über Veränderungen in der Südtiroler Gesellschaft, die Arbeit mit Freiwilligen und den Führungsstil in der Caritas hat Otwin Nothdurfter das folgende Gespräch geführt.
 

Bedrückend, aber mit Hoffnungsschimmer

Besonders bedrückend seien Gespräche gewesen, die zu Beginn auch für sie und die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aussichtslos schienen, sagt Moser im Rückblick. Letzthin in der Corona-Zeit seien dies auch Gespräche mit Menschen gewesen, die um einen lieben Verstorbenen getrauert haben und nicht beim Abschiednehmen dabei sein konnten. Meist zeige sich dann aber ein Hoffnungsschimmer, der es für alle leichter mache.

Mehr als 80 Freiwillige 

Viele schöne Erlebnisse in ihrer 18-jährigen Arbeit verbindet Moser mit dem Team von mehr als achtzig Freiwilligen, die sich in der Telefonseelsorge ebenfalls oft über viele Jahre engagieren: "Es ginge nichts ohne die Freiwilligen". Deren Einsatzbereitschaft und Begeisterung zählt sie zu ihren schönsten Erfahrungen. Geblieben ist laut Moser der Leitsatz "Reden hilft, wir hören zu", neuerdings seit Einführung der Online-Beratung auch der Satz "Schreiben hilft, wir sind da". Ebenfalls nicht geändert habe sich der Schutz der Anonymität, sowie das Prinzip, dass es immer eine Beziehung sei, die hilfreiche Räume eröffnet.

Einsamkeit auch heute Thema

Geändert haben sich, wie Moser betont, einige Problemlagen in der Gesellschaft. Die Einsamkeit bleibe ein großes Thema, werde heute aber bewusster wahrgenommen und thematisiert. Weiters habe die Erfahrung von Lebensüberforderung zugenommen. Es gebe mehr Angst, Druck, Leistungsdruck, damit gehe oft auch die grundsätzliche Frage nach dem Sinn einher.
Positiv sei, dass sich die Südtirolerinnen und Südtiroler inzwischen mehr Hilfe suchen, das erfordere ja Mut.

Kein leichter Abschied 

Wieso verabschiedet sich Silvia Moser nach 18 Jahren? Es sei nicht einfach, aber ihr "Kind" Telefonseelsorge sei nun volljährig, sie traue ihr unter der neuen Leiterin Monika Steger aus Eppan gemeinsam mit der Mitarbeiterin Anita Kröss und den vielen engagierten Freiwilligen den Schritt ins Erwachsenenalter zu.

Nur leise Kritik

Interna plaudert Moser beim Abschied keine aus. Sie formuliert ihre Kritik eher verklausuliert: "Überall dort, wo wir Vertrauen in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Kontrolle und Machtausübung ersetzen, da wird es eng... Ich glaube aber, bei all den Organigrammen, Funktionsbeschreibungen und Kennzahlen dürfen wir nie die Menschen vergessen... Ich habe auch immer schon höchst allergisch reagiert, wenn ich gemerkt habe, dass das nach außen Verkaufte oder Gepredigte, nicht übereinstimmt mit dem, was nach innen gelebt wird".
 
Sie wisse noch nicht, was sie künftig machen werde, sagt Moser. Sie wolle erst einmal bewusst Abschied nehmen und dankbar sein für das Viele, das sie in der Telefonseelsorge geschenkt bekommen habe. Dann gebe es ein Innehalten, um sich neu zu orientieren.
 
(on ka)