Unterthiner: "Ich habe immer gehofft, dass es besser wird."

Beratungsstellen warnen: Feiertage oder auch ein Lockdown können Gewalt in Familien anheizen. Im Morgengespräch hat eine Betroffene berichtet.

Paula Unterthiner hätte sich von einem Mann nicht viel gewünscht: Ein bisschen Liebe und Geborgenheit. Die hätte sie gebraucht. Denn schon von ihrer Mutter hatte sie nicht viel. Die war Saisonarbeiterin. "Mich hat der Vater aufgezogen", sagt Unterthiner im Rai Südtirol Morgengespräch.

"Mein Mann hat mich immer geschlagen. Besonders wenn er betrunken war. Ich durfte nichts tun, durfte mit niemandem sprechen, auch nicht mit ihm. "


Neun Kinder hat Paula Unterthiner. Zwei weitere starben im Mutterleib, unter den Schlägen des Mannes. "Ich bin nicht gegangen, weil ich nicht gewusst hätte wohin. Außerdem war ich überzeugt, dass Kinder einen Vater brauchen. Deshalb bin ich geblieben."

"Ich war überzeugt, dass Kinder einen Vater brauchen. Deshalb bin ich geblieben."


Die Kinder bekamen die Gewalt mit. "Wenn er zugeschlagen hat, haben sie sich im Zimmer eingeschlossen. Die Kinder haben keine Schläge bekommen. Ich habe mich immer vor sie gestellt."

Alleingelassen, weggeschaut, ignoriert

Die Nachbarn müssen die Situationen mitbekommen haben. Doch sie haben nichts unternommen. "Die haben gehört, was da los ist. Aber sie haben nicht die Courage gehabt, einmal an die Tür zu klopfen oder die Carabinieri zu rufen."

"Ich habe immer gehofft, dass es besser wird. Doch es ist nie besser geworden."

Dann kam endlich der Tag der Befreiung. "Es hat mir gereicht. Ich konnte ganz einfach nicht mehr. Dann bin ich gegangen und habe mir Hilfe geholt. Jetzt geht es mir gut."

Den Kindern geht es soweit gut, sagt Unterthiner. Die jüngste ist jedoch traumatisiert. Wenn es zu lauteren Diskussionen kommt, beginnt sie am ganzen Leib zu zittern. Paula Unterthiner hofft, dass die Kinder nicht die Verhaltensmuster des Vaters übernehmen. Bislang neigen sie nicht zu Gewalt. "Ich hoffe, dass das so bleibt."

"Ich brauche keine Feiern, um glücklich zu sein. Wenn ich spazieren gehen kann und einen Kaffee trinken, dann bin ich zufrieden!"

Paula Unterthiner genießt ihr neues Leben: "Ich brauche nicht viel. Jetzt kann ich hinaus und einen Kaffee trinken gehen. Ich brauche keine Feiern. Wenn ich spazieren gehen kann und einen Kaffee trinken und dann wiederheim komme, dann bin ich zufrieden."

Nach dem Morgengespräch hat sich auf Facebook ein ehemaliger Mitschüler von Paula Unterthiner zu Wort gemeldet und seine Erinnerungen geschildert. 

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Hilfe gibt es etwa bei der Telefonseelsorge, welche die Caritas gemeinsam mit der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft führt. An deren Mitarbeiter kann man sich telefonisch und auch schriftlich wenden. Die Onlineberatung ist ebenso wie die Nummer der Telefonseelsorge 0471 052 052 rund um die Uhr erreichbar. Unter der Webadresse telefonseelsorge-online.bz.it können sich Ratsuchende anonym und kostenlos nur mit der Angabe eines Benutzernamens und eines Passwortes anmelden. 

(mm/petr)