"Autonomie ist kein Selbstzweck"

Der Sozial- und Kulturwissenschaftler und ehemalige Chefredakteur der ff Hans Karl Peterlini mahnt die Südtiroler Politik zu mehr Bescheidenheit.

Der Professor für Interkulturelle Bildung und ehemalige Chefredakteur des Wochenmagazins "ff", Hans Karl Peterlini fordert mehr Bescheidenheit von den Landesregierungen in Südtirol und dem Bundesland Tirol.

Die Sonderwege zur Bewältigung der Corona-Pandemie beidseits des Brenners seien wenig erfolgreich verlaufen und hätten nur der Aufrechterhaltung des Tourismus und Wirtschaft gedient, sagte Peterlini im Morgengespräch auf Rai Südtirol.

Eines sei aber sicher, die Sturköpfigkeit bzw. die Widerständigkeit gegen die Obrigkeit habe Tradition, betont Peterlini. Das zeige die Tiroler Geschichte deutlich und auch die aktuelle Situation. 

"Dieser Versuch, dass sich Tirol als etwas Besonderes sieht und nicht im großen Ganzen aufgehen will, das betrifft ganz speziell Südtirol gegenüber Italien, aber auch Tirol gegenüber der Republik Österreich." 

Hans Karl Peterlini
Professor für Interkulturelle Bildung

Auch in der Coronapandemie habe Südtirol mit seinem Sonderweg die "Wir-sind-Wir"-Mentalität ausgedrückt, so Peterlini. Allerdings habe sich gezeigt, dass dieses Abgrenzen, dieses Festhalten an der Eigenständigkeit, im Falle einer weltweiten Pandemie an seine Grenzen stoße.

"Denn die Viren sind grenzüberschreitend unterwegs, halten sich an kein Autonomiestatut und auch an keine regionalen Besonderheiten."

Hans Karl Peterlini
Professor für Interkulturelle Bildung

Es sei an der Zeit nachzudenken, ob diese Pandemie auch in Südtirol und Tirol nur durch eine Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene zu lösen ist.

hase/hp/joi