"Der Südtiroler Sonderweg endet in der Sackgasse"

Am Ende fiel die Entscheidung doch: Südtirol muss wieder in den Lockdown. Zu früh, zu spät - oder übertrieben? Die Meinung der Chefredakteure.

Die Landesregierung machte sich die Entscheidung nicht leicht, aber sie ist gefallen: Südtirol muss wieder in einen Lockdown. Zu früh, zu spät oder gar an sich übertrieben? Was läuft gut und was läuft falsch in der aktuellen Corona-Politik der Landesregierung? Diese Fragen sollten heute die Chefredakteure von "Dolomiten", "Die Neue Südtiroler Tageszeitung" und "Rai Südtirol" in einem "Mittagsmagazin-Spezial" beantworten. Die Sendung moderierte Gudrun Esser.

Artur Oberhofer, Chefredakteur der "Tageszeitung", ging dabei mit der Landesregierung, aber auch mit der Opposition ins Gericht: "Der Südtiroler Weg, der auch von Opposition beklatscht worden war, hat in einer Sackgasse geendet." Er sprach von der "Tiroler Tugend der Selbstüberschätzung". Südtirol habe mehr auf Verbände als auf Experten gehört und unbedingt einen eigenen Weg gehen wollen - dabei seien Angela Merkel in Deutschland und Sebastian Kurz in Österreich doch nicht blöd, "die wissen schon, was sie tun, die haben Top-Experten". 

Jetzt haben wir das vermasselt.

Artur Oberhofer, Chefredakteur der "Tageszeitung"
Toni Ebner, Chefredakteur der "Dolomiten", betonte vor allem die wirtschaftlichen Folgen eines weiteren Lockdowns. Ein Lockdown bringe nichts, wenn sich die Südtiroler nicht endlich an die Regeln halten. "Warum hatten wir so hohe Zahlen in Tramin? Weil die den Fasching vorab in den Kellern gefeiert haben!" Und Ebner forderte: "Die Bürgermeister und die Gemeindepolizei wissen, wo die Pappenheimer sind. Sie müssen sie zur Räson bringen."

Die Bürgermeister und die Gemeindepolizei wissen, wo die Pappenheimer sind. Sie müssen sie zur Räson bringen.

Toni Ebner, Chefredakteur der "Dolomiten"
Heidy Kessler, Chefredakteurin von Rai Südtirol, nannte die Uneinigkeit in der Landesregierung als großes Problem im Corona-Management. "Niemand wollte den Schwarzen Peter und den Lockdown verkünden." Zudem habe die Landesregierung sehr diffus kommuniziert: Noch am Dienstag habe die Landesregierung die Lage als unter Kontrolle bezeichnet, zwei Tage später kam der Lockdown.

Ein Senken der Zahlen ohne Lockdown ist kaum vorstellbar.

Heidy Kessler, Chefredakteurin von "Rai Südtirol"
Der "Pakt mit der Bevölkerung", den Gesundheitslandesrat Thomas Widmann anbot, sei kein realistisches Angebot. "Die Bevölkerung hatte zwölf Monate Zeit, sich mit den Regeln anzufreunden." Allerdings sei die Wocheninzidenz nun zehn Mal höher als in Deutschland. "Ein Senken der Zahlen ohne Lockdown ist kaum vorstellbar."

Das "Mittagsmagazin Spezial" können Sie hier nachhören.

pg