​Ramsauer: „Westen kann und soll Druck auf Taliban ausüben.“

Der Westen muss den Taten der Taliban in Afghanistan nicht tatenlos zusehen. Nach Politikwissenschafterin Ramsauer hat der Westen Druckmittel.

Afghanistan fällt nach dem Abzug der internationalen Truppen ins Chaos. Spätestens nachdem die Taliban die Hauptstadt Kabul kampflos eingenommen haben, denken viele, nicht nur der Ausländer, an Flucht. Der Flughafen, eine mit massivem Militäreinsatz geschützte Enklave des Westens, ist für viele die letzte Zuflucht. Wie hat es in so kurzer Zeit dazu kommen können und wie geht es jetzt weiter in Afghanistan? Diese Fragen waren Thema im Morgengespräch.

Die Bilder aus Afghanistan werden bereits mit jenen aus Vietnam verglichen: Die USA fliehen nach einem verlorenen Krieg Hals über Kopf aus einem fremden Land. Sie und ihre Verbündeten der Nato, darunter Italien, Deutschland und Österreich, versuchen, die eigenen Landsleute und einige der einheimischen Mitarbeiter und Hilfskräfte auszufliegen.
Was aber ist mit all den anderen Menschen im Land, die nicht fliehen können? Ihnen drohen nun die Scharia und vielfach auch Verfolgung und Tod.

Die Politikwissenschafterin und Journalistin Petra Ramsauer geht davon aus, dass der Westen der Entwicklung in Afghanistan nicht tatenlos zusehen muss. „Ich glauben, dass wir die Taliban sehr wohl unter Druck setzen können. Es wird weiterhin notwendig sein, dass großzügige Lebensmittelhilfen nach Afghanistan fließen. Es ist nicht im Interesse der Taliban, dass ihre Bevölkerung zu hungern beginnt. An diese Unterstützung können Bedingungen geknüpft werden. Das können Standards sein, die Bedingung, dass Menschen, die das wollen, das Land verlassen dürfen. (…) Es fehlt den Taliban das Know-How, einen modernen Staat zu führen. (…) Der Westen sollte jede noch so kleine Möglichkeit nutzen, um Druck auszuüben und Schutz zu bieten.“

Ramsauer hat 20 Jahre lang in die Kriegs- und Krisenberichterstattung gearbeitet, sie war nicht nur in Afghanistan sondern auch in Syrien, im Irak und im Libanon. Seit knapp zwei Jahren widmet sie sich beruflich der Traumtherapie.

pm/al