Migrationsforscher: „Es wird keine Massenflucht aus Afghanistan geben“

Migrationsforscher Knaus erwartet keine nennenswerte Fluchtbewegung aus Afghanistan. Eine Flucht wird im Land und außerhalb behindert.

Die EU-Kommission hat Mitgliedsstaaten gestern aufgefordert, gefährdete Menschen schnell aus Afghanistan zu holen, das EU-Parlament hat angekündigt, Geflüchtete verteilen zu wollen. Auch in Südtirol werden schon Stimmen aus der Politik laut, die eine Aufnahme fordern oder -  dem entgegengesetzt - davor warnen.

Doch wie steht es überhaupt um die Fluchtdynamik in Afghanistan: Können die Leute überhaupt aus dem Land, in dem jetzt die Taliban das Sagen haben bzw. wohin können sie überhaupt?

Gerhard Knaus ist österreichischer Migrationsforscher und Chef des Think Tanks (Denkfabrik) "Europäische Stabilitätsinitiative", die 2016 mit ihrem Vorschlag zum EU-Türkei-Migrationsabkommen international bekannt wurde.

Knaus erklärt im Morgengespräch, dass Flüchtlingen Afghanistan nur sehr schwer verlassen könnten. Im Land würde kontrolliert, Nachbarländer hätten ihre Grenzen dicht gemacht.

Knaus erwartet daher keine nennenswerte Fluchtbewegung aus Afghanistan. Knaus spricht daher auch von einer "Geister-Debatte", die vor allem hier in Europa (und in Südtirol) über die Aufnahme bzw. Ablehnung von Flüchtlingen aus Afghanistan geführt wird.

Einzelne Staaten müssten in Verhandlungen mit der afghanischen Führung Menschen den Weg ins Ausland eröffnen und sie aufnehmen. Bereitschaft dazu hätten bereits die USA, Kanada, Deutschland oder Großbritannien gezeigt.

Die EU stehe da daneben, da sie keine Visa vergeben kann.

pm/hp