Experte: „Sanktionen führen selten zu einem Politikwechsel“

Die Sanktionen treffen Russlands Wirtschaft hart. Auch in Europa würden hohe Kosten verursacht, sagt der Ökonom am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, Hendrik Mahlkow. Ein Einlenken Russlands sei abrer nicht absehbar.

„Russland kann sich wirtschaftlich diese Sanktionen nicht lange leisten“, sagt Hendrik Mahlkow vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Dennoch glaubt der Ökonom nicht, dass Staatspräsident Wladimir Putin schnell einlenken wird. Das hätten auch die Sanktionen vor acht Jahren bewiesen, die damals gegen die Besetzung der Krim verhängt worden waren. „Doch schon damals begann Russlands Wirtschaft aufgrund eben der Sanktionen zu stagnieren“, sagt Mahlkow. Das sei jetzt nicht anders. „Man dürfe aber nicht glauben, dass es zu einem Politikwechsel führen wird.“

Harte Folgen für die Bevölkerung

Die Sanktionen 2014 haben vor allem die Bevölkerung hart getroffen. Denn die stagnierende Wirtschaft hat vor allem Sozialbereiche und Gehaltsentwicklungen getroffen. „Jetzt hat man schon ganz schön nachgelegt“, sagt Mahlkow.

„Die EU scheint Erfahrungen gemacht zu haben seit der Krimkrise. Wir haben schon maximale Effekte, zwar nicht am Limit aber wir sind schon fünf vor zwölf.“

Hendrik Mahkow, Institut für Weltwirtschaft in Kiel

Fatale Folgen für Banken

Der Ausschluss aus dem Bankensystem Swift erschwert die Zusammenarbeit mit den Banken. „Wenn man ein Land oder eine Bank aus dem Zahlungssystem ausschließt, dann erhöhen sich die Kosten. Man muss fast schon wieder Briefe hin und hergeschickt werden, um Sicherheit zu gewährleisten.“

„Das heißt, dass die Zusammenarbeit deutlich teurer wird.“

Hendrik Mahkow, Institut für Weltwirtschaft in Kiel

70 Prozent sind vom Swiftausschluss betroffen. Ausgenommen wurden aus diesem Verbot gewisse Transaktionen so etwa für den Kauf von Gas und Öl.

Nächster Schritt Gas-Sanktion

Russland sei auf den Export von Öl und Gas angewiesen, sagt der Ökonom aus Kiel. „Genau da will man Russland treffen.“ Doch ausgereizt ist dieses Sanktionssystem noch lange nicht. Man könne ein Handelsembargo für ganze Güter- und Warenströme ausdehnen.

„Der Verkauf von Öl und Gas ist der Bereich, der Russland am härtesten treffen kann.“

Hendrik Mahkow, Institut für Weltwirtschaft in Kiel

Folgen für die EU

Wenn Sanktionen erhoben werden, dann kann es auch kurzfristig Kosten für Europa verursachen. Das Problem sei weniger das Öl, denn das könne man über internationale Märkte beschaffen. „Zwar kommt es aufgrund des Krieges zu einem kurzfristigen Preisanstieg, aber das wird sich wieder einpendeln“, sagt Mahlkow. Anders sei es bei Gas: „Da sind wir von Gasleitungen abhängig, die können wir nicht einfach mal in ein anderes Lag verlagern. Bis dann Flüssiggasterminals gebaut sind, kann es für Probleme sorgen.“

Und jetzt?

Russland wird sich das nicht lange leisten könne, auch weil der Rubel immer mehr an Wert verliert. „Die Frage ist, wann wir der Druck der Bevölkerung so groß werden, bis es zu einem Einlenken kommen wird“, sagt Mahlkow. Das sei aber im Moment nicht absehbar.
 
hase