Pallaver sieht SVP-Alleinkandidatur als "unfreundlichen Akt"

Politikwissenschaftler Günther Pallaver sieht durchaus Chancen für die SVP, den Senatswahlkreis Bozen-Unterland mit einem eigenen Kandidaten zu gewinnen. Richtig findet er es aber nicht.

Scheibchenweise fällt die SVP ihre Entscheidung rund um die Kandidatur im Senatswahlkreis Bozen-Unterland. Welcher Kandidat nominiert werden soll, steht noch nicht fest, die besten Chancen werden dem Bürgermeister von Kurtinig, Manfred Mayr, und dem Vize-Bürgermeister von Leifers, Giovanni Seppi, zugesprochen (mehr dazu lesen Sie hier). Während diese Personalentscheidung morgen Früh der Parteiausschuss der SVP absegnen soll, steht zumindest eines bereits seit gestern Abend fest: Die SVP wird im heiklen Senatswahlkreis alleine antreten, ohne Absprache mit einem italienischen Bündnispartner. Eine Entscheidung, mit der der Ausgang der Wahl in diesem Wahlkreis so offen ist, wie lange nicht mehr. 

Pallaver: SVP als lachende Dritte?

Laut dem Politikwissenschaftler Günther Pallaver hat ein SVP-Kandidat dabei durchaus Chancen, gewählt zu weden - auch wenn die deutsche Sprachgruppe in Bozen-Unterland in der Minderheit sei. Es gebe genügend Italiener, vor allem Einwanderer aus dem Trentino, die SVP wählen könnten. Treten im Senatswahlkreis zwei italienischsprachige Kandidaten an - einer für Mitte-links, der andere für Mitte-rechts - dann könnte die SVP profitieren. "Nach dem Motto: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte", vermutet Pallaver.

Pallaver: Für das Zusammenleben sicher nicht förderlich

Problematisch ist aus der Sicht Pallavers aber, dass die SVP den Kandidaten im Alleingang nominiert. "Dieser Wahlkreis ist damals mit der Vorstellung eingerichtet worden, dass auch die italienische Bevölkerung eine Vertretung im Parlament haben sollte." Deshalb sei man bisher auch anders vorgegangen. Man habe zwar auch in Vergangenheit einen deutschsprachigen Kandidaten der SVP aufgestellt, aber stets im Einvernehmen mit italienischen, autonomiefreundlichen Parteien, sagt Pallaver. "Das ist nun nicht mehr der Fall. Ich erachte es als einen unfreundlichen Akt der Volkspartei gegenüber der italienischen Sprachgruppe, wenn hier etwas unternommen wird, damit die Italiener keine Vertretung in diesem Wahlkreis finden." Durch dieses Vorgehen werde das Recht der Italiener auf eine eigene Vertretung im Parlament geschwächt. "Für das Zusammenleben ist das sicher nicht förderlich."

Das komplette Interview mit Günther Pallaver, geführt von Silvia Franceschini, können Sie in diesem Artikel nachhören.

sf/pg