Morgengespräch

„Italien missbraucht Migrantenankünfte für politische Zwecke“

Judith Gleitze von der Menschenrechtsorganisation Borderline Europe übt heftige Kritik an Italien. Auch Genfer Flüchtlingskonvention hat Lücken.

Die Menschenrechtsorganisation Borderline Europe wirft der italienischen Regierung vor, die aktuellen Migrantenankünfte für politische Zwecke zu missbrauchen. Die Zahl der Ankünfte auf Lampedusa sei zwar hoch, sagte die Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation, Judith Gleitze, im Morgengespräch auf Rai Südtirol, dennoch seien Länder wie Deutschland mit deutlich mehr Asylanträgen konfrontiert. 

Laut Gleitze muss die globale Migrationspolitik neu gedacht werden, da die Genfer Flüchtlingskonvention neue Fluchtursachen wie den Klimawandel nicht berücksichtige. 

„Migration ist nichts, was auf dem Papier entsteht“, sagte Judith Gleitze. „Migration ist eine innere Notwendigkeit von Menschen, die oft sehr ungern ihr eigenes Land verlassen. Wir müssen weg vom Bild der zu schützenden Nation, wir müssen Menschen schützen.“ 

Außerdem meinte die Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Borderline Europe: „Viele fordern Regularien und Asylanträge. Aber es gibt inzwischen auch sehr viel mehr Gründe für die Migranten, wie Klimakatastrophen etc., die von der Genfer Flüchtlingskonvention gar nicht abgedeckt werden. Dementsprechend muss das alles neu gedacht werden.“

Da Italien bisher wenige Abschiebungen verzeichnet, werde die am Montag vom Ministerrat beschlossene Verlängerung der Abschiebehaft, wenig ändern, sagte Gleitze im Morgengespräch.